Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, unterstützt bereits seit einiger Zeit die Initiative Frauenpreis e.V. und stellt die Schirmherrin für ein Projekt dar, das als „Frauen-Karriere-Index“ bekannt geworden ist. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um eine numerische Zahl, die die Karrierechancen von Frauen in deutschen Unternehmen ausdrücken und vergleichbar machen soll.

Die Zielsetzung des Frauen-Karriere-Indexes

Der Frauen-Karriere-Index will erfassen, in welchem Verhältnis Frauen in großen Unternehmen in Führungspositionen vertreten sind und welche Aufstiegschancen sich ihnen in der Praxis bieten. Dieses Thema wird zwar bereits seit vielen Jahrzehnten kontrovers diskutiert, doch bisher mangelte es aufgrund der schlechten Vergleichbarkeit von Unternehmen an einer verlässlichen Vergleichsgrundlage. Ziel dieser Initiative ist es außerdem, eine höhere Transparenz zu schaffen, sodass Vergleiche leichter möglich werden. Zusätzlich soll dadurch der Druck auf Unternehmen erhöht werden, sodass diese häufiger Führungspositionen an Frauen vergeben und insgesamt fairere Arbeitsbedingungen für das weibliche Geschlecht bieten.

Die Vergleichskriterien

In den Index geht eine Vielzahl verschiedener Kriterien ein. Vereinfacht gesehen sind es folgende Kriterien, mit denen die Frauenfreundlichkeit von Unternehmen eingeschätzt werden soll:

  1. das Verhältnis der Frauen in Führungspositionen zu den weiblichen Beschäftigten
  2. die Anzahl der in Aufsichtsräten beschäftigten Frauen
  3. Anstieg des Verhältnisses aus Nr. 1 in Prozent seit der Zielsetzung, die Frauenquote in Führungspositionen zu steigern
  4. angepeiltes Jahr der Zielerreichung (je früher desto besser)
  5. prozentuale Höhe der Zielsetzung im Vergleich zum Ausgangsstand im Jahr 2010
  6. das Verhältnis der geplanten Frauen in Führungspositionen laut Zielsetzung zu den der weiblichen Beschäftigten

In jedem Bereich können die Unternehmer entweder 0, 2 oder 4 Punkte holen sowie einen zusätzlichen Bonuspunkt ergattern. Die Höchstpunktzahl lautet somit 25 Punkte.

Gemischte Ergebnisse

Im November 2012 stelle Familienministerin Schröder erste Ergebnisse fest. Auf der Basis der Angaben von deutschen Unternehmen im Statusbericht „Frauen in Führungspositionen“ wurde eine Rangliste der Unternehmen erstellt, die Frauen die besten Karrierechancen bieten.

Die höchste Punktzahl hat mit 21 Punkten der Henkel-Konzern erreicht. Gleich danach folgen mit 18 bis 20 Punkten die Unternehmen BAYER, BMW, Deutsche Bank, Deutsche Telekom und Merck. Allerdings gab es auch einige Arbeitgeber, die bezüglich ihrer Attraktivität für karriereorientierte Frauen keine gute Figur abgaben:

17 Punkte: Allianz, Daimler, K+S, ThyssenKrupp
16 Punkte: Lanxess, RWE
15 Punkte: BASF, HeidelbergCement, Infineon Technologies, Volkswagen
14 Punkte: SAP
13 Punkte: adidas, Deutsche Börse Group, Deutsche Post DHL, E.ON, Siemens
11 Punkte: Beiersdorf, Linde
10 Punkte: Commerzbank
7 Punkte: Deutsche Lufthansa, Münchener Rück
4 Punkte: Fresenius Medical Care
2 Punkte: Fresenius

Kritik am Index

Die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) kritisiert den Frauen-Karriere-Index allerdings stark. Sie hält ihn für nicht verwertbar und damit für unbrauchbar. Die Hauptkritikpunkte sind folgende:

  1. Die Nutzung vereinfachter Kennzahlen führt in der Praxis zu Problemen bei der Ermittlung der Basiszahlen, beispielsweise wenn es um die Berechnung von Mitarbeiterzahlen geht.
  2. Die Hälfte der Kriterien spielt auf Planungsdaten ab. Allerdings sind Planungen sehr subjektiv, denn während die einen eher vorsichtig planen, planen andere Unternehmen optimistisch. Zusätzlich ist die Erreichung der Pläne nicht nur vom Willen eines Unternehmens abhängig, sondern auch von externen Einflussfaktoren (z. B. Verfügbarkeit von Absolventinnen).
  3. Durch die Nutzung von einfachen Kennzahlen werden bestimmte Wirkungszusammenhänge einfach übergangen. So kann das Verhältnis zwischen dem Frauenanteil der Führungspositionen und der Belegschaft nicht nur dadurch verbessert werden, dass der Frauenanteil in Führungspositionen erhöht wird, sondern auch in dem die weibliche Belegschaft insgesamt reduziert wird. Daraus werden falsche Schlussfolgerungen gezogen.

Diese Kritikpunkte sind nicht von der Hand zu weisen und es bleibt abzuwarten, wie die Initiatoren des Frauen-Karriere-Indexes darauf reagieren werden.

Lesen Sie weitere spannende Artikel zum Thema Frauen-Karriere-Index bei Haufe, Spiegel und Frauen-Karriere-Index.de.