Duale Studiengänge sind auf dem Vormarsch: Während sie noch vor zehn Jahren mehr oder weniger ein Schattendasein führten, sind sie heute zu einem festen Bestandteil der Studienlandschaft geworden. Mittlerweile gibt es in Deutschland mehr als 1.500 duale Studiengänge, über 40.000 kooperierende Arbeitgeber und beinahe 100.000 dual Studierende.

Warum duale Studiengänge für Studierende interessant sind

Die Motive für Abiturienten, einen dualen Studiengang zu wählen, sind vielfältig:

  • Praxisnähe: Bereits während ihres Studiums sammeln sie wertvolle Berufserfahrung und können nach ihrem Abschluss nahtlos in den Beruf einsteigen.
  • Finanzierung: Viele Arbeitgeber übernehmen die Studiengebühren ganz oder teilweise. Zusätzlich gibt es ein – wenn auch oftmals geringes – Gehalt. Dies erleichtert die Studienfinanzierung zum Teil erheblich.
  • Übernahmechancen: Studien zeigen, dass etwa vier von fünf Absolventen eines dualen Studiums direkt von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen werden und eine Festanstellung erhalten. Dies sorgt für Planungssicherheit.
  • Abschluss: Entscheidet sich der Studierende für die ausbildungsintegrierende Variante, kann er neben dem Bachelorabschluss zugleich einen berufsbildenden Abschluss erlangen, zum Beispiel den Abschluss als Industriekaufmann/-frau IHK und als Bachelor of Arts im Bereich Betriebswirtschaftslehre. Nicht verschwiegen werden sollen aber auch die Nachteile:
  • teilweise enorm hohe Arbeitsbelastung im dualen Studium, besonders bei der ausbildungs-integrierenden Variante
  • die frühzeitige Festlegung auf einen bestimmten Arbeitsbereich statt einer späten Spezialisierung infolge verschiedener Praktika
  • bei Studienabbruch oftmals Rückzahlung der vom Arbeitgeber übernommenen Studiengebühren
  • Unterrepräsentation der Bereiche Forschung und Wissenschaftlichkeit, dadurch schlechte Chancen für eine wissenschaftliche Laufbahn oder auch für die Promovierung

Duales Studium als Einstieg in die Modebranche

Ein vorbildliches Bachelor-Programm bietet beispielsweise Peek & Cloppenburg als Einstieg in die Modebranche. Rund 12.000 Arbeitnehmer sind bei der internationalen Bekleidungshauskette beschäftigt. Jedes Jahr starten deutschlandweit etwa 30 an Mode interessierter Studenten in das duale Bachelor-Studium bei dem Traditionsunternehmen. Sie durchlaufen in wechselnden Phasen die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens und besuchen die Vorlesungen an der P&C-eigenen Klasse an der Hochschule für Oekonomie & Management in Essen. Bei Bedarf ist die für den Studenten kostenfreie Unterbringung in einem Bildungshotel in der Nähe der Universität möglich. Hinzu kommen interne Seminare und Praktika in verschiedenen Verkaufshäusern.

Auch die Eckdaten können sich sehen lassen. Zwar bezahlen die Studenten die monatlichen Studiengebühren in Höhe von 295 Euro selbst. Sie erhalten aber von ihrem Ausbildungsbetrieb eine attraktive Monatsvergütung von 1.600 Euro im ersten und 2.100 Euro im zweiten Studienjahr. Die Perspektiven sind von Anfang an klar definiert: Die Absolventen des dualen Studiengangs erhalten bei Peek & Cloppenburg eine Anstellung als Abteilungsleiter und dürfen dank zahlreicher Entwicklungsmöglichkeiten in eine gesicherte Zukunft blicken.

Warum Arbeitgeber duale Studiengänge anbieten

Obwohl sie hohe Kosten nach sich ziehen, haben Arbeitgeber durch duale Studiengänge ebenfalls eine Vielzahl von Vorteilen. Sie ziehen sich ihre Fach- und Führungskräfte für die Zukunft selbst heran und passen sie an den internen Bedarf an – in Zeiten des Fachkräftemangels ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsfaktor. Hinzu kommt, dass das Unternehmen nach dem Abschluss praxiserfahrene Spezialisten einstellen kann, statt weitgehend wissenschaftlich und theoretisch orientierte Absolventen engagieren zu müssen, die erst noch lernen müssen, fernab von rein wissenschaftlichen Fragestellungen zu arbeiten. Dadurch entfällt zugleich auch die kosten- und zeitintensive Einarbeitung. Da die Studierenden ihren Ausbildungsbetrieb bereits über Jahre hinweg kennenlernen, besteht bereits eine enge Bindung an das Unternehmen. Dies erhöht die Chance auf die dauerhafte Treue der Arbeitnehmer.