Spätestens seit dem „Brexit“ ist das Thema „direkte Demokratie“ einmal mehr in aller Munde. Vielerorts überlegt man, wie es funktionieren könnte, die Bevölkerung bei wichtigen Entscheidungen ins Boot zu holen. Christian Dreyer von die eisbrecher, Herausgeber des Buches „APPstimmen – Aufruf zur digitalen Demokratie“ sieht dafür die perfekte Chance: Er plädiert für die „Demokratie 2.0“, in deren Rahmen der Politik per Smartphone oder Tablet in der Politik mitmischen können soll.

Veränderte Rahmenbedingungen in der modernen Welt

Der Mensch von heute ist so informiert wie nie zuvor. Eine schier unendliche Bandbreite an Informationen, die über das Internet verbreitet werden, versetzen ihn in die Lage, endlich mitreden zu können. Die Menschen setzen sich mit Themen, die sie betreffen, intensiv auseinander, übernehmen Verantwortung für ihre Meinung und sind auch bereit, sie in der Öffentlichkeit zu vertreten. Sie möchten nicht mehr bevormundet werden. Gleichzeitig allerdings sinkt die Wahlbeteiligung von Wahl zu Wahl noch mehr – bei der Bundestagswahl 2013 lag sie nur noch bei historisch niedrigen 71,5 Prozent. Dreyer startet deshalb mit seinem Buch jetzt den Aufruf zur digitalen Demokratie – er stellt sich vor, dass die Bürger einfach per App über für sie relevante Themen abstimmen könnten. So könnten sie selbst mitentscheiden, in welche Richtung sich das Land entwickelt.

Auch in Unternehmen macht sich diese Entwicklung bemerkbar. Gerade in großen Konzernen ist es üblich, dass Zahlen über Menschen bestimmen. Entscheidungen, die ganze Belegschaften betreffen, werden getroffen, ohne jemals mit den Menschen dahinter zu sprechen. Einerseits ist dies natürlich das gute Recht eines Unternehmensinhabers oder Aufsichtsrats. Andererseits hinterlässt es bei den Mitarbeitern einen faden Beigeschmack, wenn sie vollständig übergangen werden. Mit einer direkten Beteiligung der Belegschaft an wichtigen Entscheidungen könnten sie mehr Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen und die Geschicke des Unternehmens mitbestimmen. Daraus könnten eine höhere Bindung an das Unternehmen und zugleich eine höhere Arbeitsmotivation resultieren.

Demokratie in Unternehmen – geht das überhaupt?

So manchem Unternehmensinhaber werden sich die Nackenhaare sträuben bei dem Gedanken, wichtige Entscheidungen den Arbeitnehmern zu überlassen. Dennoch gibt es im Rahmen der Unternehmensdemokratie Modelle, bei denen Mitarbeiter einbezogen werden können, ohne gleich die Zügel komplett aus der Hand geben zu müssen. Einige Beispiele, wie die demokratische Elemente bereits heute in Unternehmen umgesetzt werden:

  • Termine, zu denen Mitarbeiter die aus ihrer Sicht wichtigsten Themen für das Unternehmen ansprechen und zur Bearbeitung vorschlagen können
  • die Mitarbeiter wählen ihre Führungskraft selbst
  • die Kollegen entscheiden selbst, an welchen Projekten sie arbeiten möchten

Ein weiteres mögliches Modell wäre, Mitarbeiterbefragungen via App durchzuführen. Die Unternehmensführung könnte die Meinung ihrer Mitarbeiter zu einem bestimmten Thema in einem vordefinierten Zeitraum abfragen. Beispiel: Möchte das Unternehmen Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung einführen, kann es so abfragen, ob die Mehrheit der Belegschaft eher für Nichtraucherseminare, Abnehmkurse, Ernährungsberatung oder eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio plädiert. So lässt sich sicherstellen, dass Aktionen auch gut angenommen werden.

Auch wenn es bereits einige interessante Ansätze im Bereich der Unternehmensdemokratie gibt, es gibt auch den einen oder anderen Wermutstropfen. So müssen die Verantwortlichen damit rechnen, dass Entscheidungen länger dauern als auf dem herkömmlichen Wege und dass sich mitunter auch eher suboptimale Ergebnisse ergeben können, die dann dennoch umgesetzt werden müssen. Hinzu kommt, dass für die Einführung demokratischer Elemente in vielen Unternehmen noch ein umfangreicher Kulturwandel notwendig ist – diese Veränderungen in der Unternehmenskultur voranzubringen, dürfte die größte Herausforderung sein.

Gesponsert von: Christian Dreyer / die eisbrecher