Mehr als 50 Prozent aller Mädchen erfüllen sich ihren Berufswunsch aus einem Pool von lediglich zehn unterschiedlichen Ausbildungsberufen. In dieser Auswahl befindet sich kein einziger Beruf aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich, sodass junge Frauen ihre beruflichen Chancen nicht zur Gänze ausnutzen und Betriebe ihren Bedarf an technischen Arbeitskräften nicht decken können.

Girls’Day: Das Potential junger Mädchen fördern

Seit dem Jahr 2001 beteiligen sich interessierte Unternehmen und Hochschulen am alljährlichen Girls’Day, um zunehmend Mädchen für Ausbildungsgänge und Studienrichtungen in den Bereichen Handwerk, IT, Naturwissenschaften und Technik zu gewinnen. An diesem bundesweiten Aktionstag haben bisher rund 1,7 Millionen junge Frauen ab der fünften Schulstufe praxisbezogene Workshops und Veranstaltungen besucht. Beim diesjährigen Berufsorientierungsprojekt gab es für die etwa 100.000 teilnehmenden Mädchen rund 9.600 Angebote zu entdecken. Seit dem Jahr 2010 erkunden Jungen im Rahmen des parallel stattfindenden Boys’Day Berufssparten, in denen der Männeranteil bei maximal 40 Prozent liegt.

Erfolgversprechende Aktionstage für Mädchen und Jungen

Wie eine Evaluierungsstudie des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. belegt, erfreuen sich beide Zukunftstage großer Beliebtheit. Im Jahr 2015 zeigten sich 97 Prozent der rund 10.000 befragten Mädchen und 94 Prozent der rund 9.000 befragten Jungen mit den Aktionstagen zufrieden. Des Weiteren bekräftigten 88 Prozent der beteiligten Unternehmen ihre Zufriedenheit mit dem Girls’Day. Rund 87 Prozent der Betriebe entscheiden sich zudem für eine wiederholte Teilnahme an diesem Aktionstag für Mädchen. Für 83 Prozent der Unternehmen ist die Beteiligung am Girls’Day eine wichtige Möglichkeit, um sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren.

Unverkennbare Trendwende bei der Berufswahl

Die Evaluation des Kompetenzzentrums lässt zudem einen Wandel im Berufswahlverhalten erkennen. So verzeichnete das Berufsbild der Mechatronikerin und Automatisierungstechnikerin zwischen 2012 und 2014 einen Anstieg von mehr als 19 Prozent. Bei den jungen Männern stieg der Anteil der auszubildenden Erzieher zwischen 2012 und 2013 um 18 Prozent.

Eine Trendwende im Berufswahlverhalten zeigen auch die Analyseergebnisse des Bundesinstitutes für Berufsbildung, das im Zuge der diesjährigen Zukunftstage eine Untersuchung durchführte. Demnach stieg in den letzten zwölf Jahren der Anteil an auszubildenden Mädchen in klassischen Männerberufen. Die jährliche Steigerungsrate ist mit durchschnittlich 0,2 Prozentpunkten pro Beruf zwar vergleichsweise gering, lässt aber einen Aufwärtstrend erkennen. Besonders deutliche Zuwächse sind beim Berufsbild „Bäcker“ feststellbar, der mit einem Frauenanteil von 25,9 Prozent seine Einstufung als klassischer Männerberuf bereits verloren hat. Neben dem Bäckerberuf mit einem Plus von 7,7 Prozent konnten zwischen den Jahren 2004 und 2015 aber auch die Berufe „Maler“ (Anstieg um 6,5 Prozent) und „Tischler“ (Anstieg um 5 Prozent) zunehmend das Interesse von Mädchen wecken. Diese Ergebnisse belegen eine eindeutige Veränderung im Berufswahlverhalten, die sich auch zukünftig fortsetzen wird.