Immer mehr Erwerbstätige entschließen sich dazu, im Ruhestand weiterzuarbeiten. Wie können sich die Arbeitgeber auf diesen Trend einstellen und die Arbeitnehmer im Rentenalter gezielt unterstützen?

Nahezu doppelt so viele Arbeitnehmer im Rentenalter

Der wohlverdiente Ruhestand ist für immer mehr Rentner ein Fremdwort. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamts hat sich die Zahl der Personen, die im Rentenalter einer Beschäftigung nachgehen, in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Im Jahr 2016 waren insgesamt 942.000 Arbeitnehmer im Pensionsalter erwerbstätig. Die Vergleichszahl aus dem Jahr 2006 lag bei knapp 483.000 Personen. Außerdem erhöhte sich in diesem Zeitraum der Anteil, den diese älteren Arbeitnehmer an der Gesamtgruppe der Erwerbstätigen einnehmen, auf elf Prozent. Dies entspricht einem Zuwachs von sechs Prozent.

Erwerbstätige Rentner arbeiten häufig in Teilzeit

Laut den Studienzahlen gehen 10 Prozent der 65- bis 74-Jährigen einer Arbeit nach. Allerdings ist dieser Prozentsatz differenziert zu betrachten, zumal davon auch Personen erfasst sind, die Minijobs ausüben, selbstständig sind oder als ehrenamtliche Mitarbeiter vergütet werden. Das Deutsche Zentrum für Altersfragen hat beispielsweise herausgefunden, dass die meisten Erwerbstätigen, die im Ruhestand arbeiten, eine Teilzeitstelle annehmen. Rund 75 Prozent dieser älteren Arbeitnehmer haben ihrem früheren Arbeitgeber den Rücken gekehrt und den Arbeitsplatz gewechselt. Bei den Arbeitnehmern mit hohem Bildungsniveau ist der Anteil der älteren Erwerbstätigen am höchsten.

Gründe für die Weiterarbeit

Die Ursachen für den Anstieg der arbeitenden Rentner liegen einerseits an den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die eine schrittweise Anhebung des Rentenantrittsalters auf 67 Jahre vorsehen und mit der Flexi-Rente spezielle Anreize für ältere Arbeitnehmer schaffen. Andererseits spielen persönliche Gründe wie eine finanzielle Absicherung, die Suche nach einer sinnvollen Aufgabe und soziale Beziehungen eine Rolle. Die Arbeit im höheren Alter wird durch die steigende Lebenserwartung, eine gute Gesundheit und geistige Fitness begünstigt.

Erwerbstätigkeit im Rentenalter: Möglichkeiten der Arbeitgeber

Diese Trendumkehr setzt voraus, dass die Unternehmen ältere Arbeitsnehmer jenseits des Rentenalters im Betrieb halten oder neu einstellen. Das Beschäftigungsverhältnis bleibt nach dem Erreichen der Altersgrenze aufrecht, sofern im Arbeitsvertrag kein Arbeitsende fixiert worden ist. In jenen Fällen, in denen es eine arbeits- oder tarifvertragliche Befristung gibt, können Arbeitgeber und Arbeitnehmer den Rentenantritt einvernehmlich aufschieben und eine Weiterarbeit vereinbaren. Für Erwerbstätige, die neben dem Einkommen eine Rente beziehen, verringern sich die Krankenversicherungsbeiträge.

Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen und das Erfahrungspotential nutzen

Die Arbeitgeber können das große Erfahrungspotential, das Arbeitnehmer im Rentenalter mitbringen, positiv nutzen und insbesondere den Mangel an ausgebildeten Fachkräften ausgleichen. Im Gegenzug sind sie gefordert, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen und reizvolle Angebote auszuarbeiten, die ältere Arbeitnehmer ansprechen wie beispielsweise:

  • Beschäftigungsverhältnisse mit kürzeren Arbeitszeiten
  • flexible Arbeitszeitregelungen
  • altersspezifische Fortbildungsangebote, die auf dem Erfahrungsschatz aufbauen und implizites Lernen fördern
  • Zusammenarbeit in Projektteams mit der jungen Generation
  • ältere Erwerbstätige als Mentoren für junge Arbeitnehmer einsetzen