Ende Juli 2017 standen 179.000 offenen Lehrstellen insgesamt 150.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz gegenüber. Offenbar stimmen die Ausbildungsangebote der Arbeitgeber mit den Berufswünschen der heutigen Jugend nicht immer überein. So schildert die Bundesagentur für Arbeit die derzeitige Lage am Lehrstellenmarkt.

Der Lehrstellenmarkt: Ausbildungsangebot versus Berufswunsch

Zum Start des heurigen Ausbildungsjahres sind noch rund 150.000 Jugendliche auf der Suche nach einer passenden Lehrstelle in Deutschland. Dies entspricht einem Anstieg um 2.400 Lehrstellensuchende gegenüber dem Vorjahr. Außerdem haben sich 44.288 junge Menschen dazu entschlossen, ihren Schulbesuch fortzusetzen, ein Studium zu beginnen oder einen Job auszuüben, weil sie keinen geeigneten Lehrstellenplatz gefunden haben. Die Arbeitgeber verweisen demgegenüber auf 179.000 Ausbildungsplätze, die Ende Juli 2017 noch zu besetzen waren.

Laut Ansicht der Bundesagentur für Arbeit decken sich die Lehrstellenangebote der Unternehmen oftmals nicht mit den Berufsvorstellungen der Jugendlichen. Die veröffentlichen Zahlen selbst deuten an sich auf einen ausgeglichenen Lehrstellenmarkt hin: Ende Juli waren insgesamt 512.064 junge Menschen bei der Arbeitsagentur als Lehrstellensuchende registriert. Demgegenüber gab es 512.242 registrierte Ausbildungsplätze.

Abgebrochene Ausbildungen und Lehrstellensuchende mit Hauptschulabschluss

Die aktuellen Zahlen zum Ausbildungsstellenmarkt zeigen laut Ansicht der DGB-Jugend außerdem drei weitere Trends:

  • Immer mehr Lehrlinge schließen ihre begonnene Ausbildung nicht ab, sodass die Anzahl der abgebrochenen Ausbildungsverträge im Jahr 2016 auf 520.323 gestiegen ist und damit einen Höchststand erreicht hat.
  • Die Zahl der offenen Ausbildungsplätze ist zwar gestiegen, beinhaltet jedoch viele Stellen, die frei geworden sind und bei der Bundesagentur für Arbeit nun wieder als Neuangebote erfasst werden. Tatsächlich scheinen die arbeitsuchenden Jugendlichen diese Lehrstellen nicht im gewünschten Ausmaß anzunehmen.
  • Die Arbeitgeber stellen bevorzugt Ausbildungsinteressenten ein, die ein Abitur vorweisen oder einen mittleren Schulabschluss absolviert haben. Deshalb gehen Jugendliche mit Hauptschulabschluss bei der Lehrstellensuche oftmals leer aus. Nur 45 Prozent der Hauptschulabsolventen erhalten einen Ausbildungsplatz.

Quelle: DGB Jugend

Kritischer Hinweis: Ein kurzer Kommentar

Von öffentlicher Stelle liest man, die Diskrepanz zwischen offenen Ausbildungsstellen und Ausbildungssuchenden resultiere daraus, dass den Jugendlichen das Ausbildungsangebot nicht gefiele. Es sollte aber auf diesem Hintergrund auch der Frage auf den Grund gegangen werden, ob nicht auch die mangelnde Ausbildungsfähigkeit vieler Jugendlicher eine Rolle dabei spielt, dass sie ohne Ausbildungsstelle bleiben. In vielen Unternehmen ist es an der Tagesordnung, dass Lehrstellen unbesetzt bleiben müssen. Dies jedoch nicht, weil es an Bewerbern mangelt – es mangelt jedoch an Bewerbern, bei denen auch nur der Hauch einer Chance besteht, drei oder dreieinhalb Jahre Ausbildungszeit und anschließend auch noch die Abschlussprüfungen zu überstehen. Bei vielen Arbeitgebern ist längst Ernüchterung eingetreten. Sie lassen lieber ihre Ausbildungsplätze unbesetzt, als sich dann mehrere Jahre lang mit Auszubildenden herumzuärgern, die im Grunde gar nicht dazu in der Lage sind, sich an die Anforderungen der Arbeitswelt anzupassen.

Das Problem allein auf die Arbeitgeber abzuwälzen, ganz getreu dem Motto „Dann verbessert doch euer Ausbildungsangebot“, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sei. So sollte die Politik auch einmal am Punkt der Ausbildungsfähigkeit ansetzen – Ansätze für Schulreformen gab es in den vergangenen Jahren genügend.