Die Pflegebranche befindet sich in Deutschland in einer Krise. An allen Ecken und Enden fehlt das Personal, um die Patienten adäquat zu betreuen. Knappe Budgets und niedrige Löhne machen den Arbeitnehmern das Leben schwer.

Pflegekräftemangel: Wie viele Fachkräfte fehlen wirklich?

Übereinstimmende Angaben darüber, wie viele Fachkräfte tatsächlich fehlen, existieren nicht – hier gibt es nämlich sehr unterschiedliche Aussagen. Der Arbeitgeberverband Pflege rechnet mit 30.000 Stellen, die schon heute nicht besetzt werden können. ver.di geht von 70.000 unbesetzten Positionen aus, während der deutsche Pflegerat sogar von 100.000 fehlenden Fachkräften (Quelle) spricht. Ein Gutachter-Team um Prof. Dr. Heinz Rothgang hat prognostiziert, dass bis 2030 rund 350.000 Pflegekräfte fehlen könnten.

Zwar versucht der Staat bereits seit einigen Jahren, die Zahl der Auszubildenden zu erhöhen. Dies erscheint aber wie ein Tropfen auf den heißen Stein, angesichts der großen Fehlmengen. Hinzu kommt, dass nur wenige ihren erlernten Beruf auch über Jahre hinweg ausüben. Eine Studie von Becker und Meifort aus dem Jahr 1997 förderte zu Tage, dass nur jeder fünfte ausgebildete Altenpfleger seinen Beruf nach fünf Jahren noch ausübt.

Auch wenn sich die verschiedenen Fachkreise bezüglich der tatsächlichen Zahlen nicht immer einig sind – dass ein Problem besteht, lässt sich kaum leugnen.

Ursachen für den Pflegekräftemangel

Die Ursachen für den Pflegekräftemangel sind vielfältig und nur teilweise beeinflussbar:

  • demografischer Wandel: Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, während immer weniger Nachwuchs nachkommt, der einen Pflegeberuf erlernen könnte.
  • Ausbildung: Die Pflegeausbildung wird nicht in dem Maße gestärkt, wie es erforderlich wäre. Kleine ambulante Pflegedienste können die Kosten für eine Ausbildung kaum abpuffern. Schüler, die eine Altenpflegeschule besuchen, müssen teilweise bis zu 175 Euro Schulgeld bezahlen.
  • Belastung: Die Arbeit in der Pflege geht mit einer hohen Belastung einher, sowohl im körperlichen als auch im psychischen Sinne, womit längst nicht jeder Arbeitnehmer umgehen kann. Viele Pflegepersonen wechseln aus gesundheitlichen Gründen den Beruf (z. B. Rückenleiden, Infektionskrankheiten).
  • Arbeitszeiten: Bei Arbeitnehmern unbeliebte Schicht- und Wochenendarbeit sind in der Pflege an der Tagesordnung.
  • Vergütung: Die Vergütung lässt in der Pflege stark zu wünschen übrig und wird der Höhe der Belastung nicht annähernd gerecht. Hartz IV-Aufstocker sind in dieser Branche an der Tagesordnung.

Lösungsansatz: Pflegefachkräfte aus dem Ausland?

Bestrebungen, den Pflegefachkräftemangel zu beheben, gibt es viele. Zum Beispiel Initiativen, um für die Attraktivität der Ausbildung in der Pflege zu werben, wie „Pflege braucht Helden“. Oder der Versuch, Flüchtlinge in der Pflege zu beschäftigen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Pflegefachkräfte aus dem Ausland zu holen. So gibt es Personalvermittler wie TTA Personal, die qualifizierte Pflegekräfte aus Südamerika nach Deutschland vermitteln.

Besonders interessant sind dabei Fachkräfte aus Ländern wie Mexiko, Kolumbien, Venezuela und Peru. Dort bestehen Berufsbilder, die gemäß dem Beschluss der Kultusminister-Konferenz mit den deutschen Ausbildungsgraden gleichzusetzen sind, so vor allem mit der deutschen Berufsausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. In den dort üblichen Studiengängen werden dieselben Inhalte behandelt wie in der deutschen Ausbildung. Es werden ausschließlich Personen rekrutiert, die über ausreichende Sprachkenntnisse im Bereich A2/B1 aufweisen. Gegebenenfalls werden zusätzlich Sprachkurse organisiert. Die Vermittlung südamerikanischer Pflegekräfte ist vor allem für Kliniken und Krankenhäuser, Dialysezentren, Pflegeeinrichtungen und Rehabilitationskliniken eine sinnvolle Option, um den eigenen Personalbestand auszubauen