Nicht Menschen, sondern Roboter finden neue Mitarbeiter. Das ist das Wesen von Robot Recruiting. Knapp 80 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren intelligente Algorithmen geeignete Kandidaten auf Internetplattformen ausfindig machen werden. Dies ergibt sich aus einer Umfrage der Hochschule Rhein-Main, an der 101 deutsche Unternehmen teilgenommen haben.

50 Prozent der Befragten glauben, dass Algorithmen bei der Wahl geeigneter Jobbörsen und Medienkanäle behilflich sein werden. Jeweils 30 Prozent rechnen damit, dass Bewerber verstärkt mit Chatbots kommunizieren werden und eine Rekrutierung via Sprachsteuerung möglich sein wird. Dieser Trend wirft die Frage auf, wie Robot Recruiting funktioniert und welche Vor- und Nachteile daraus resultieren.

Robot Recruiting: Analysesoftware, Algorithmen und Schlüsselbegriffe

Robot Recruiting funktioniert auf Basis einer datenbasierten Analysesoftware, die beim Scannen mit Algorithmen arbeitet und die Unterlagen der Bewerber anhand spezieller Kriterien überprüft. Bei dieser Analyse dienen Schlagwörter und Schlüsselbegriffe als Grundlage. Das bedeutet, dass Unterlagen, die von diesen Kriterien abweichen, automatisch ausscheiden. Mit anderen Worten: Die HR-Verantwortlichen erhalten nur jene Bewerbungsschreiben zur Ansicht, die die Schlagwörter enthalten.

Vorteile von Robot Recruiting

Es gibt bereits einige Unternehmen, die Robot Recruiting ausprobieren. Ob und wann sich dieser Trend durchsetzen wird, ist noch nicht absehbar. Betriebe, die den Bewerbungsprozess künftig zur Gänze elektronisch abwickeln, profitieren von diesen Vorteilen:

  • Schnelle und effiziente Bearbeitung
    Roboter arbeiten schnell und effizient, wenn es darum geht, Unterlagen zu scannen, zu analysieren und auszusortieren. Dies bedeutet eine enorme Zeitersparnis für die HR-Verantwortlichen und eine rasche Abwicklung des Rekrutierungsprozesses. Damit verlassen Zusagen und auch Absagen zeitnah das Unternehmen.
  • Hohe Trefferquote
    Automatische Computersysteme berücksichtigen bei der Durchsicht und Analyse von Unterlagen alle Informationen und Kriterien. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Bewerber finden, der genau zum Profil passt, ist daher sehr hoch.
  • Aktive Talentsuche
    Bei der Suche nach Fachkräften können intelligente Softwarelösungen unterstützen, indem sie branchenspezifische Plattformen nach geeigneten Kandidaten durchforsten und die dazugehörigen Links speichern. Dies beschleunigt die aktive Rekrutierung.
  • Keine Diskriminierung
    Roboter scannen, analysieren und bewerten nach bestimmten Kriterien, ohne auf Faktoren wie Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Herkunft und Religion zu achten. Damit bleibt kein Platz für Diskriminierung. Dies setzt allerdings voraus, dass die Experten beim Programmieren der Algorithmen keine Vorurteile einbauen.

Nachteile von Robot Recruiting

Robot Recruiting bringt auch einige Nachteile mit sich.

  • Gute Kandidaten rutschen durch das System
    Aufgrund der automatischen Aussortierung kann es vorkommen, dass geeignete Bewerber vorzeitig ausscheiden. Roboter können nicht zwischen guten und schlechten Eigenschaften abwägen. Auch Tippfehler und eine ungewöhnliche Wortwahl sorgen dafür, dass Kandidaten durch das System rutschen.
  • Fehlende Transparenz und Nachvollziehbarkeit
    Die Resultate der Computersysteme sind nicht nachvollziehbar, weil die selbstlernenden Algorithmen Transparenz vermissen lassen. Wird das Programm nicht nach objektiven Kriterien aufgesetzt, können sich Vorurteile noch verstärken.
  • Tiefgreifende Analyse
    Roboter können Menschen nach vielen Faktoren durchleuchten und damit auch Rückschlüsse auf private Probleme und Charaktereigenschaften ziehen. Dies kann aus rechtlichen und ethischen Gesichtspunkten bedenklich sein.
  • Mangelnde Akzeptanz bei Bewerbern
    Auf Bewerberseite stößt Robot Recruiting bislang auf wenig Akzeptanz. Die Tatsache, dass ein Unternehmen diese Form der Rekrutierung praktiziert, kann einem attraktiven Arbeitgeberimage entgegenstehen.

Noch steckt die Technologie in den Kinderschuhen und gerade die Schwächen des Systems sind es, die in den kommenden Jahren dringend in Angriff genommen werden müssen. Robot Recruiting kann zukünftig einen Teil der Recruiting-Maßnahmen eines Unternehmens darstellen und die Personalarbeit entlasten. Eine vollständige Abwicklung über Computer ist derzeit aber eher noch nicht absehbar.