Wie Arbeitnehmer hohe Temperaturen im Büro wahrnehmen und wie sich die Wärme oder Hitze auf die Leistungsfähigkeit auswirkt, ist oftmals individuell. Einer Studie zufolge gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede, wenn es um den Zusammenhang zwischen der Höhe der Raumtemperatur und der Produktivität geht. Dies zeigen die Ergebnisse von US-amerikanischen und Berliner Forschern, die ein Experiment mit über 500 Studierenden durchgeführt haben.

Studie: Zusammenhang zwischen Raumtemperatur und Leistungsfähigkeit

Es erfolgten mehrere Durchläufe mit Raumtemperaturen zwischen 16 und 32,5 Grad Celsius. Die Zuteilung der Teilnehmer zu den jeweiligen Temperaturbedingungen ergab sich nach dem Zufallsprinzip. Die Studierenden mussten innerhalb einer Stunde Aufgabenstellungen in Kopfrechnen, Wortbildung und Logik absolvieren. Daraus lassen sich diese Erkenntnisse gewinnen:

  • Frauen erzielten bei warmen Raumtemperaturen von über 30 Grad Celsius die besseren Ergebnisse.
  • Männer erreichten ihre Bestleistungen bei kühleren Temperaturen um 20 Grad Celsius.
  • Bei Mathematikaufgaben steigerten sich Frauen mit jedem weiteren Grad um 1,76 Prozent, Männer verschlechterten sich hingegen mit jedem Grad um 0,6 Prozent.
  • Große Produktivitätsunterschiede zeigten sich auch bei einer normalen Temperaturspanne von 15 bis 24 Grad Celsius.

Eine Empfehlung für eine optimale Raumtemperatur in Büros lässt sich laut den Forschern aus dieser Studie jedoch nicht ableiten. Dafür wären längere Experimente notwendig.

Bis wie viel Grad ist arbeiten noch in Ordnung?

Im Sommer sind Temperatur-Extreme oberhalb der 30-Grad-Marke keine Seltenheit. Die Arbeitsstättenverordnung spricht von einer gesundheitlich zuträglichen Raumtemperatur und einem effektiven Schutz gegen übermäßige Sonneneinstrahlung. Als oberen Grenzwert nennen die Regeln zur Raumtemperatur eine Lufttemperatur von 26 Grad Celsius. Demnach soll sich die Temperatur in Arbeitsräumen zwischen 20 und 26 Grad Celsius bewegen.

Die Arbeitsstättenregel ASR A3.5 Raumtemperatur beinhaltet einen Katalog von Handlungsempfehlungen, die Unternehmen bei Hitze in den Arbeitsräumen beachten sollten. Bewegt sich die Raumtemperatur zwischen 26 und 30 Grad Celsius, sollte der Arbeitgeber entsprechende Maßnahmen ergreifen. Nimmt die Raumtemperatur einen noch höheren Wert von bis zu 35 Grad Celsius an, muss das Unternehmen effektiv gegensteuern. Die genannten ASR-Maßnahmen fordern zu diesen Handlungen auf:

  • Sonnenschutz
    Sonnenschutzeinrichtungen an den Fenstern rechtzeitig betätigen; Jalousien auch nach Arbeitsschluss geschlossen lassen
  • Lüften
    In den frühen Morgenstunden vor 10 Uhr lüften; Lüftungsanlagen sollten eine Auskühlung über Nacht ermöglichen
  • Flexible Arbeitszeiten
    Flexible Arbeitszeiten und Gleitzeitmodelle dafür sorgen, dass Mitarbeiter ihre Arbeit verrichten, wenn die Raumtemperatur noch erträglich ist.
  • Ventilatoren und Klimageräte
    Zur Kühlung bzw. Temperatursenkung können Ventilatoren und mobile Klimageräte beitragen.
  • Bekleidungsvorschriften
    Gelockerte Kleidervorschriften wie kurzärmelige Hemden statt Sakko und Krawatte sowie leichte Hosen und Röcke gehören ebenfalls zu den Maßnahmen.
  • Getränke
    Mineralwasser und gespritzte Säfte helfen bei der Wärmeregulation des Körpers; keine eiskalten Getränke einsetzen

Klettert die Temperatur im Büro auf über 35 Grad, ist laut Arbeitsstättenregel der jeweilige Raum nicht mehr für die Arbeit geeignet, wenn der Arbeitgeber keine entsprechenden Maßnahmen ergreift.

Gibt es einen Anspruch auf eine Klimaanlage oder ″hitzefrei“?

Der Arbeitgeber muss laut Arbeitsschutzgesetz dafür sorgen, dass bei der Arbeit eine Gefahr für Leben und Gesundheit ausgeschlossen ist und Gefährdungen auf einem geringen Niveau gehalten werden. Trotz dieser Regelungen zur Raumtemperatur haben Mitarbeiter, die unter der Hitze im Büro leiden, weder einen Anspruch auf eine Klimaanlage noch ein Recht auf „hitzefrei“.