Digitaler Stress dürfte eine negative Begleiterscheinung vom coronabedingten Homeoffice sein. Doch welche Stressfaktoren spielen hier eine Rolle?
Stressfaktoren bei digitaler Arbeit
Digitaler Stress liegt dann vor, wenn die Nutzung digitaler Technologien Stressreaktionen hervorruft. Eine Studie weist zwölf Stressfaktoren aus, die bei digitaler Arbeit auftreten:
- bestimmte Technologien sind nicht verfügbar
- fehlender Erfolg
- Komplexität digitaler Technologien
- Informationsflut
- Angst vor Arbeitsplatzverlust durch Automatisierung
- Überwachung der Leistung durch Technologien
- Unsicherheit wegen technologischem Wandel
- „Gläserner Mensch“: Angst vor fehlender Privatsphäre
- ständig erreichbar
- unzuverlässige technische Systeme
- Konzentrationsschwierigkeiten
- unklare Rolle (fachliche Aufgaben versus technische Tätigkeiten)
Für eine Studie zur digitalen Arbeit während der Corona-Pandemie hat das Fraunhofer FIT insgesamt 5.005 Mitarbeiter während der ersten Phase und 1.017 Arbeitnehmer während der zweiten Phase zu den Stressfaktoren befragt. Demnach sind diese Stressfaktoren angestiegen: fehlende Verfügbarkeit von digitalen Technologien, fehlender Erfolg, unklare Rolle und Allgegenwärtigkeit von digitalen Technologien. Demgegenüber war bei Informationsflut, Leistungsüberwachung und Unsicherheit ein Rückgang zu verzeichnen.
Fünf Beispiele für Stressfaktoren
Studienergebnissen zufolge dürfte Homeoffice in Corona-Zeiten den digitalen Stress erhöht haben. Das betrifft insbesondere Arbeitnehmer mit betreuungspflichtigen Kindern, wobei die Hauptlast bei den Frauen lag. Neben der ungewohnten Situation und Angstgefühlen haben fehlende soziale Kontakte dazu beigetragen.
- Unklare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben
So mancher Arbeitnehmer hat fehlende Freizeitaktivitäten mit längeren Arbeitszeiten ausgeglichen. Das führt wiederum dazu, dass digitaler Stress gestiegen ist. Videomeetings fanden beispielsweise zu Uhrzeiten frühmorgens oder spätabends statt, zu denen im Büro kaum Besprechungstermine abgehalten werden. Diese zeitliche Verlagerung erschwert es, vom Alltag abzuschalten.
- Technologiebasierte Leistungsüberwachung
Auch das Gefühl, dass manche Arbeitgeber ihre Mitarbeiter im Homeoffice überwachen, hat einige Arbeitnehmer gestresst. Dazu tragen Berichte über Apps und Tools bei, die die Leistungsfähigkeit im Homeoffice feststellen. Solche Anwendungen greifen in die Privatsphäre der Mitarbeiter ein, wenn sie beispielsweise anhand von Fotos die Anwesenheit an einer Videokonferenz dokumentieren.
- Mangelnde IT-Sicherheit
Die fehlende Sicherheit vor Hackerangriffen und unerlaubter Datenverarbeitung stellt ebenfalls einen Belastungsfaktor dar. Dies ergibt sich daraus, dass Homeoffice-Arbeitsplätze oftmals nicht über die erforderliche IT-Ausstattung verfügen. Es verwundert daher wenig, dass die Angst, Opfer eines Hackerangriffs zu werden, zugenommen hat. In diesem Punkt sind kompetente IT-Mitarbeiter gefragt, die einen sicheren VPN-Zugang einrichten und Wartungen aus der Ferne abwickeln können.
- Kein geeigneter Arbeitsplatz
Ein Arbeitsplatz, der nicht nach ergonomischen Aspekten ausgerichtet ist, kann ebenfalls Stress auslösen, weil sich Betroffene schlechter konzentrieren und weniger produktiv arbeiten können. Muskelverspannungen und Rückenschmerzen sind wenig förderlich.
- Videogespräche
Videogespräche dürften bei so manchem Mitarbeiter Ermüdungserscheinungen hervorrufen. Das liegt insbesondere daran, dass man sich bei einem Videocall verstärkt selbst wahrnimmt und sich vom eigenen Bild ablenken lässt. Hierbei tauchen Fragen zu den optimalen Lichtverhältnissen, der Frisur und dem Hintergrund auf, was wiederum die Kommunikationsabläufe stört. Außerdem ist bei Videogesprächen die Versuchung groß, nebenbei E-Mails zu lesen oder zu beantworten oder parallel Kurznachrichten zu schreiben. Dies lenkt ab und erschwert den Austausch.
Trotz dieser Stressfaktoren hat Heimarbeit auch einige positive Aspekte, die vielen Arbeitnehmern das Leben erleichtern. Um digitalen Stress im Homeoffice zu vermeiden, braucht es einen passenden Arbeitsbereich, der die ergonomischen Anforderungen erfüllt. Auch klar festgelegte Arbeitszeiten und davon abgrenzte Pausen sind wichtig. Zudem ist es ratsam, auf Multitasking so weit wie möglich zu verzichten.
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