Im Jahr 2017 wurde das Entgelttransparenzgesetz eingeführt, um Fair Pay in deutschen Unternehmen voranzutreiben. Auch rund fünf Jahre nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes gibt es noch großen Verbesserungsbedarf, weil die vorgesehenen Instrumente zu wenig genutzt werden.

Das verdeutlicht eine Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson in Zusammenarbeit mit Fair Pay Innovation Lab aus dem Jahr 2021. So gaben rund 40 Prozent der befragten Unternehmen an, keine Auskunftsanfragen zum Gehalt ihrer Mitarbeiter zu bekommen. Lediglich fünf Prozent der Firmen verzeichneten über 25 Anfragen jährlich. Darüber hinaus nahmen im Jahr 2021 27 Prozent der befragten Unternehmen keine Überprüfungen vor.

Gender-Pay-Gap: 18 Prozent

Auch die unbereinigte Gender-Pay-Gap von 18 Prozent zeigt, dass es Verbesserungspotenzial gibt. Ein Grund für die Gehaltsunterschiede liegt darin, dass laut den Studienergebnissen 72 Prozent des Führungspersonals Männer sind und 60 Prozent der Potenzialträger mit Karrieremöglichkeiten ebenfalls männlich sind. Zudem arbeiten 36 Prozent der Frauen in Teilzeit. Bei den Männern sind es nur acht Prozent.

Was bedeutet Fair Pay?

Fair Pay steht für unterschiedliche Arten der gerechten Entlohnung:

  • Geschlechtergerechte Gehälter, also eine Verringerung der Gender-Pay-Gap (= geschlechtsspezifisches Lohngefälle)
  • Allgemeiner Grundsatz (unabhängig von geschlechtsspezifischer Unterscheidung): „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ (= Equal Pay). Equal Pay betrifft beispielsweise die Entlohnung von Fremdpersonal.
  • CEO-Ratio-Pay: Bei diesem Aspekt von Fair Pay sollte das CEO-Gehalt im Verhältnis zu den Löhnen der Mitarbeiter angemessen sein

Welche Grundsätze sind zu beachten?

Laut der Unternehmensberatung Willis Towers Watson sind im Rahmen von Fair Pay sechs Grundsätze zu berücksichtigen. Demnach sollten Unternehmen

  • Mitarbeiter für gleichwertige Arbeit auch gleich entlohnen.
  • alle Beschäftigten angemessen finanziell absichern.
  • ihre Mitarbeiter auf Basis ihrer Leistung gerecht entlohnen.
  • allen Mitarbeitern gleiche Chancen bieten.
  • gezielt Maßnahmen ergreifen, um Fair Pay zu fördern.
  • bei Gehaltsfragen und Personalentwicklung transparent vorgehen.

Maßnahmen, um Fair Pay zu fördern

Unternehmen sollten Analysen durchführen und Maßnahmen ergreifen, um Fair Pay voranzutreiben.

  1. Analyse

Zunächst geht es darum, Punkte wie die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften, die Höhe der Gender-Pay-Gap und Vergleichswerte zu Mitbewerbern zu analysieren. Zudem gilt es herauszufinden, welche Prozesse und Strukturen dem Ziel Fair Pay entgegenstehen.

  1. Maßnahmen ergreifen

Ein Maßnahmenkatalog könnte diese Bereiche umfassen:

  • Ursachen für die ungerechtfertigten Lohnunterschiede aktiv beseitigen
  • Löhne anpassen
  • Fair Pay offen ansprechen
  • Fair-Pay-Zertifizierung nutzen

Regelmäßig sind die HR-Prozesse von der Einstellung neuer Mitarbeiter über die Leistungsbemessung bis zur Mitarbeiterbeförderung zu optimieren, um Fair Pay umzusetzen.

Fair-Pay-Zertifikat

Unternehmen können ein Fair-Pay-Zertifikat anstreben, das drei Stufen vorsieht:

  1. Fair-Pay-Analyst: Vergütungsstrukturen analysieren, Maßnahmen entwickeln und Fair-Pay-Commitment schriftlich ausfertigen
  2. Fair-Pay-Developer: Maßnahmen umsetzen, um eine bereinigte Pay-Gap kleiner als ein Prozent zu erreichen
  3. Fair-Pay-Leader: unbereinigte Pay-Gap kleiner als zehn Prozent

Um Fair-Pay-Leader zu werden, braucht das Unternehmen genügend Frauen in Führungspositionen.