Wie gehen Unternehmen mit Fehlern und den damit verbundenen Konsequenzen um? Je nachdem, wie dieser Umgang aussieht, liegt eine schwache oder eine offene Fehlerkultur vor.

Schwache Fehlerkultur

Wenn Fehler verschwiegen und verschleiert werden und Schuldzuweisungen stattfinden, handelt es sich um eine schwache Fehlerkultur. Dass in diesem Punkt Verbesserungsbedarf besteht, zeigt eine Studie von Ernst & Young, die die Fehlerkultur in deutschen Unternehmen behandelt. Hier gestanden 80 Prozent der Führungskräfte Fehler ein, die den Unternehmensalltag gestört oder zu Verzögerungen geführt haben. Allerdings gaben sie an, diese verschwiegen oder vertuscht zu haben. Dies deckt sich auch mit den Erfahrungen der Mitarbeiter. Nur 40 Prozent der Befragten führten an, dass Spitzenführungskräfte über Fehler sprechen, die in ihren Zuständigkeitsbereich fallen.

Auch die Studienergebnisse von „So arbeitet Deutschland“ (2018) legen nahe, dass Fehler bei der Arbeit häufig negativ besetzt sind. Oftmals fehlt die Möglichkeit, aus Fehlern lernen zu dürfen. 45 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Scheitern in der Arbeitswelt Konsequenzen hat. 49 Prozent gaben an, dass Fehler zum Verlust von Anerkennung führen. 41 Prozent orten negative Folgen für die Karriere. Auch die negative Kommunikation des Fehlers spielt eine Rolle (42 Prozent).

Offene Fehlerkultur

In einer offenen, aktiven Fehlerkultur werden Fehler und Pannen hingegen als notwendiges Übel gesehen, das Innovationen und Agilität möglich macht. Es geht darum, auftretende Probleme bewusst anzusprechen, deren Ursachen zu analysieren und Lösungen zu suchen, statt jemanden die Schuld zuzuweisen.

7 Ansätze für eine offene Fehlerkultur

Diese sieben Ansätze helfen dabei, eine offene Fehlerkultur zu praktizieren.

Tipp 1: Umgang mit Fehlern analysieren

Zunächst ist es wichtig, die Fehlerkultur, den Umgang mit Fehlern und Problemen, zu analysieren.

Tipp 2: Den Fehler als Problem sehen

Führungskräfte und Mitarbeiter sollten nicht den Menschen, sondern den Fehler als Problem sehen. Es ist wichtiger, die Fehlerursache und Lösungen zu finden, als einen Schuldigen auszumachen.

Tipp 3: Problem akzeptieren und schnell reagieren

Um zusätzlichen Schaden zu vermeiden, sollten die involvierten Personen den Fehler akzeptieren und die Energie schnell auf die Problemlösung umlenken.

Tipp 4: Sachlich diskutieren

Es ist wichtig, die aufgetretenen Fehler auf einer sachlichen Ebene zu diskutieren und sich nicht auf die negativen Gefühle zu fokussieren. Die Mitarbeiter sollten nicht das Gefühl haben, dass sie sich für Fehler schämen müssen.

Tipp 5: Versuche ermöglichen

Wenn das Risiko überschaubar ist, ist es wichtig, Versuche zuzulassen und auch etwaige Rückschläge in Kauf zu nehmen. Dies erweist sich als guter Nährboden für Innovationen.

Tipp 6: Flexibel agieren

Im Umgang mit Fehlern ist Flexibilität gefragt, um angemessen auf die Situation zu reagieren.

Tipp 7: Eine Prise Humor zulassen

Fehler sind ernst zu nehmen, aber manchmal kann auch eine Prise Humor nicht schaden. Einige Unternehmen verfolgen kreative Ansätze. Dazu gehört beispielsweise ein Award für den „kreativsten Fehler“ – nämlich für Fehler, aus denen innovative Ideen hervorgegangen sind. Andere Unternehmen halten „Fehler-Tage“ ab, bei denen die Mitarbeiter von ihren kuriosesten Fehlern erzählen.
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