Für so manchen Arbeitnehmer brechen neue Zeiten an, wenn es um die Länge beziehungsweise Kürze der Arbeitswoche geht. Die Einführung der Vier-Tage-Woche steht für einige Unternehmen auf der Agenda.

Erkenntnisse zur Vier-Tage-Woche aus Island

Island experimentiert bereits seit 2015 mit der Vier-Tage-Woche. Aus den isländischen Erfahrungen mit der verkürzten Arbeitswoche lassen sich einige Ansatzpunkte gewinnen:

  1. Die Mitarbeiter zeigen im Vergleich zur Fünf-Tage-Woche eine konstante Leistung und Produktivität.
  2. Es ist kein übermäßiger Anstieg bei der Anzahl der Überstunden zu verzeichnen.
  3. Das Vorhaben, das Arbeitsmodell auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen, verursacht weniger Aufwand als gedacht.
  4. Die Mitarbeiter nutzen ihre Freizeit sinnvoll aus.

Island verzeichnete durch das Experiment mit der Vier-Tage-Woche insgesamt positive Ergebnisse. So verbesserte sich das Wohlbefinden der Arbeitnehmer und Arbeitsprozesse wurden optimiert. Auch eine engere Zusammenarbeit mit den Arbeitskollegen ist festzustellen. Nach Abschluss des Experiments haben knapp 86 Prozent der Arbeitnehmer in Island die Möglichkeit, eine Vier-Tage-Woche zu nutzen.

Arbeitswoche schrittweise auf vier Tage verkürzen

Auch einige deutsche Unternehmen setzen sich mit der Frage auseinander, ob es sinnvoll wäre, eine Vier-Tage-Woche einzuführen. Erfahrungen haben gezeigt, dass es nicht zielführend ist, die verkürzte Arbeitswoche von heute auf morgen einzusetzen. Stattdessen empfiehlt sich eine schrittweise Umstellung von der Fünf- auf die Vier-Tage-Woche:

  1. Absprechen und Vorkehrungen treffen

Wenn die Mitarbeiter ihre Arbeitswoche auf vier Tage verkürzen, muss sichergestellt sein, dass dieselbe Arbeitsleistung zu erbringen ist. Diesen Aspekt sollte das Unternehmen klar kommunizieren.

  • Zusammenarbeit klarer regeln: Außerdem ist der Arbeitgeber gefordert, die Regeln der Zusammenarbeit genauer festzulegen. Er muss die Arbeitszeiten so auf die einzelnen Mitarbeiter verteilen, dass die Erreichbarkeit für Kunden und Geschäftspartner an den gesetzlichen Arbeitstagen gewährleistet ist und kein Beschäftigter bei der Aufteilung benachteiligt wird.
  • Digitale Tools nutzen: Mitarbeiter sind auf das asynchrone Arbeiten an Projekten vorzubereiten. Um die Zusammenarbeit untereinander zu ermöglichen und auch das Personal flexibel einsetzen zu können, bewährt sich der Einsatz digitaler Tools. Eventuell werden zusätzliche Mitarbeiter benötigt, damit dieses Modell funktionieren kann.
  • Enge Abstimmung: Die gesamte Belegschaft inklusive Führungsebene muss die Vier-Tage-Woche mittragen. So sind auch die Führungskräfte gefordert, sich abzustimmen, auszutauschen und Aufgaben untereinander aufzuteilen. Die Mitarbeiter dürfen nicht das Gefühl haben, außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein zu müssen.
  • Gesetzliche Rahmenbedingungen klären: Rechtsexperten sollten sich mit den rechtlichen Auswirkungen der Vier-Tage-Woche auf Urlaubstage, Pausenzeiten und Überstunden auseinandersetzen. Insbesondere der Aufbau von Überstunden könnte problematisch werden, weil ein Arbeitstag pro Woche weniger verfügbar ist und die verbleibenden Tage länger ausfallen.
  1. Vier-Tage-Woche testen

Bevor sich ein Unternehmen endgültig für die Einführung einer Vier-Tage-Woche entscheidet, sollte es dieses Modell ausgiebig testen. Diese Experimentierphase dauert im Idealfall mindestens sechs Monate. Mitarbeiter brauchen diese Zeit, um ihre Arbeitsroutinen umzustellen und neue Möglichkeiten auszuprobieren.

Das Unternehmen sollte mit Anlaufschwierigkeiten rechnen und den Mitarbeitern den Sinn der Testphase klar kommunizieren. Es ist sinnvoll, schrittweise umzustellen und zunächst nur einige zusätzliche freie Tage zu vereinbaren, bis die Vier-Tage-Woche für alle umgesetzt wird.

  1. Ergebnisse bewerten

Die Experimentierphase verdeutlicht, ob sich die Vier-Tage-Woche im jeweiligen Unternehmen bewährt oder nicht. Es kann notwendig sein, Anpassungen vorzunehmen oder über alternative Modelle nachzudenken. So kommt beispielsweise auch eine Kombination aus langen und kurzen Arbeitstagen in Betracht. Bei der Einführung der Vier-Tage-Woche können digitale Tools die Arbeit erleichtern.

Ob sich die Vier-Tage-Woche in Deutschland durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Unternehmen sind jedenfalls gut beraten, sich mit den Möglichkeiten der verkürzten Arbeitswoche auseinanderzusetzen, um den Mitarbeitern längere Erholungsphasen am Stück zu bieten und mehr Spielraum bei der Freizeitgestaltung zu ermöglichen.