Jeder vierte Mitarbeiter ist bereit, seine Arbeitsstelle zu wechseln. Dieses Ergebnis des Gallup Engagement Index lässt vermuten, dass ähnlich wie im Rahmen der Great Resignation in den USA auch in Deutschland eine Kündigungswelle droht. Unternehmen sind daher mehr denn je gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um bestehende Arbeitskräfte zu binden und neue Mitarbeiter zu rekrutieren.

Geringe Bindung

Die Zahlen der im November und Dezember 2021 durchgeführten Gallup-Studie, für die insgesamt 1.500 volljährige Mitarbeiter befragt wurden, verraten, dass knapp 70 von 100 Arbeitnehmern sich nur geringfügig an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen. Auch während der Corona-Pandemie ist die emotionale Bindung zum Arbeitgeber nur in geringem Ausmaß gestiegen. Der Anteil derer, die sich vorstellen können, in drei Jahren noch bei demselben Arbeitgeber angestellt zu sein, ist gesunken. Auch die Zahl derer, die aktiv einen neuen Job suchen, ist höher denn je.

Hohe Wechselbereitschaft

Eine mögliche Ursache für die hohe Wechselbereitschaft ist der zunehmende berufliche Stress. Laut Gallup-Studie gab mehr als ein Drittel der befragten Arbeitnehmer an, sich aufgrund der Stresssituation ausgebrannt zu fühlen. Zudem dürfte den Mitarbeitern die Arbeitsstelle immer weniger wichtig sein. Wenn sie finanziell unabhängig wären, würden rund 40 Prozent der befragten Arbeitnehmer sofort ihre Arbeit aufgeben. Vor sechs Jahren lag dieser Wert bei 24 Prozent.

Maßnahmen, um Kündigungen vorzubeugen

Ein wichtiger Ansatzpunkt, den drohenden Kündigungen entgegenzuwirken, besteht darin, sich um die Mitarbeiter zu bemühen und die emotionale Bindung zu stärken. Laut der Gallup-Studie haben 82 Prozent der befragten Mitarbeiter mit hoher Bindung vor, auch in drei Jahren noch für dasselbe Unternehmen zu arbeiten.

  1. Digitale Fähigkeiten stärken

Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und der Trend zu Remote Work mit mobilen Arbeitsmodellen wurden im Zuge der Pandemie stark beschleunigt. In technischer Hinsicht haben sich die Systeme mittlerweile etabliert. Allerdings sollten Unternehmen darauf achten, dass auch die Mitarbeiter die dafür erforderlichen digitale Kompetenzen haben, um mit diesen neuen Technologien umzugehen. Es geht darum, Schulungen und brauchbare Unterstützung anzubieten, um frustrierten Mitarbeitern vorzubeugen.

  1. Kommunizieren

In Hinblick auf die Mitarbeiterbindung ist es wichtig, dass Unternehmen das Gespräch zu den Mitarbeitern suchen und sie regelmäßig befragen. Es geht darum, persönliche Erwartungen zu klären und über die Zukunft im Unternehmen zu sprechen.

  1. Anerkennung und Integration ins Team

Leistungsanerkennung und konstruktives Feedback sollten Teil der Kommunikation sein. Außerdem ist es wichtig, die Zugehörigkeit zum Team zu fördern und Mitarbeiter gut zu integrieren. Dazu bieten sich gemeinsame Erlebnisse wie Tagungen, Ausflüge, Teamevents, Feiern und Jubiläen an.

  1. Diversität fördern

Das Fördern von Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion verbessert das Arbeitgeberimage. Unternehmen, die gezielt gegen Diskriminierung vorgehen, die Gleichstellung fördern und Mitarbeiter individuell unterstützen, kommen als Arbeitgeber besser an.

  1. Rahmen für Überstunden festlegen

Überstunden gehen meist auf Kosten von Freizeit, Familie und Freundeskreis. Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sich an der Überstundensituation in absehbarer Zeit nichts ändern wird, kann sie diese fehlende Perspektive frustriert zurücklassen. Es geht darum, feste Rahmenbedingungen zu schaffen, wann Überstunden notwendig sind, und Mittel zu finden, um sie mittelfristig zu reduzieren.

  1. Neue Mitarbeiter über Social Recruiting gewinnen

Zudem gilt es, moderne Formen der Mitarbeitergewinnung über Social Recruiting zu nutzen, um neue Talente zu finden und für das Unternehmen zu gewinnen. Eine Möglichkeit sind digitale Stellenanzeigen in sozialen Medien sowie das aktive Ansprechen von Bewerbern auf Plattformen.

Dies sind einige mögliche Maßnahmen, um der drohenden Kündigungswelle entgegenzutreten und die Mitarbeiterbindung zu stärken.