Hinter Proximity Bias steht der Gedanke, dass Mitarbeiter mit physischer Nähe zum Team und zu den Führungskräften eine bevorzugte Behandlung gegenüber jenen erhalten, die im Homeoffice oder anderswo außerhalb des Unternehmens arbeiten. Dieses psychologische Phänomen tritt unbewusst in Erscheinung.

Proximity Bias am Arbeitsplatz

Wenngleich viele Arbeitnehmer mobiles und hybrides Arbeiten schätzen, haben sie die Befürchtung, dabei benachteiligt zu werden. So gaben 44 Prozent der befragten Mitarbeiter an, dass es einen Proximity Bias am Arbeitsplatz gibt und dass die Arbeitskollegen, die im Büro anwesend sind, bevorzugt werden. Mehr als die Hälfte, nämlich 56 Prozent, gehen davon aus, dass Unternehmen Mitarbeitern, die vor Ort sind, mehr Vertrauen schenken als jenen, die Remote-Work praktizieren. 44 Prozent gehen davon aus, dass ihre Chefs keine speziellen Trainingseinheiten für hybrides Arbeiten bekommen.

Diese Ergebnisse lieferte die „State of Hybrid Work 2022“-Studie des Technologieunternehmens Owl Labs. Sie beruhen auf der Befragung von 2.000 Büromitarbeitern im Februar 2022.

Anwesende Büromitarbeiter im Vorteil?

Die weiteren Studienergebnisse scheinen die Annahme zu bestätigen, dass vor Ort anwesende Büromitarbeiter Vorteile haben. So holen 53 Prozent der Chefs und 57 Prozent der Führungskräfte vornehmlich die Meinung der Mitarbeiter ein, mit denen eine physische Zusammenarbeit besteht.

Mobile und flexible Arbeitsmodelle hoch im Kurs

Trotz der negativen Befürchtungen, die besorgte Mitarbeiter wegen Proximity Bias haben, sind Arbeitgeber gut beraten, hybrides Arbeiten zu ermöglichen. Unternehmen mit mobilen und flexiblen Arbeitsmodellen stehen bei Arbeitnehmern hoch im Kurs. Diese Angebote kommen besonders gut an:

  • Vier-Tage-Woche: 45 Prozent
  • Flexible Arbeitszeiten: 38 Prozent
  • Unbegrenzter Urlaub: 28 Prozent
  • Flexible Wahlmöglichkeit des Arbeitsortes: 28 Prozent

Umgekehrt sind diese Faktoren mögliche Gründe, warum Bewerber ein Jobangebot nicht annehmen:

  • Unternehmen bietet keine flexiblen Arbeitszeiten an: 39 Prozent
  • Flexibler Arbeitsort wird nicht angeboten: 26 Prozent
  • Pflicht, Vollzeit im Büro zu arbeiten: 26 Prozent

Freizeitgestaltung und zeitliche Freiräume sind den deutschen Arbeitnehmern sehr wichtig. Das bestätigen diese Studienergebnisse: 80 Prozent der Befragten wären bereit, auf einen Teil ihres Lohns zu verzichten, wenn sie stattdessen die Vier-Tage-Woche nutzen können. 69 Prozent der Befragten würden als Ausgleich für flexible Arbeitsmodelle (zeitlich und örtlich) Lohnkürzungen hinnehmen. Für unbegrenzte Urlaubstage würden sogar 79 Prozent Gehaltseinbußen anerkennen.

Lösungsansatz: Fokus auf Leistung und Vertrauen

Arbeitgeber sollten Führungskräfte aktiv dazu ermuntern, Proximity Bias abzubauen, indem sie sich nicht auf die Anwesenheit, sondern auf die Leistung der Mitarbeiter fokussieren. Es bedarf Möglichkeiten, Arbeitsergebnisse von remote arbeitenden Mitarbeitern zu erfassen. Insgesamt bieten sich diese Schritte an:

  • Kernarbeitszeiten einführen, in denen alle Mitarbeiter erreichbar sein müssen (online und vor Ort)
  • einfach zu bedienende Kommunikationswege, die kurzfristige Absprachen ermöglichen und Sichtkontakt bieten
  • Team-Besprechungen nur mehr über Videokonferenz, um gleiche Chancen für alle zu gewährleisten
  • regelmäßige Jour-Fixes mit der Führungsetage einführen, damit sich auch Mitarbeiter im Homeoffice konstant mit dem Vorgesetzten austauschen können
  • wiederkehrende Pflichtmeetings (beispielsweise ein- oder zweimal monatlich), bei denen alle Mitarbeiter physisch anwesend sein müssen

Diese Maßnahmen helfen dabei, eine Vertrauensbasis zu schaffen und Proximity Bias entgegenzuwirken.