Ausgehend von den USA wurden Stay Interviews in vielen Unternehmen eingeführt, um den Folgen der Great Resignation entgegenzuwirken. Im Gegensatz zum Exit-Interview zielt ein Stay Interview darauf ab, Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und einer bevorstehenden Kündigung vorzubeugen.

Stay Interview: Bleibegespräch

Das Stay Interview, auch Bleibegespräch genannt, dient dazu, die Einstellung der Mitarbeiter zum Unternehmen abzuklären und die Gründe für deren Wechselwilligkeit herauszufinden. Es geht darum, mehr über die Situation des jeweiligen Mitarbeiters im Betrieb zu erfahren und zu analysieren, in welchen Bereichen es Verbesserungsbedarf gibt. Im Idealfall führen Arbeitgeber etwa alle sechs Monate Bleibegespräche mit den Mitarbeitern, auch mit solchen, die nicht wechselwillig sind. Dieser Austausch zwischen Beschäftigten und Vorgesetzten oder HR-Experten dauert rund 30 Minuten:

  • Unternehmen aus Mitarbeitersicht kennenlernen: Stay Interviews bieten Arbeitgebern die Möglichkeit, das Unternehmen aus Mitarbeitersicht näher kennenzulernen und herauszufinden, welche Faktoren die Belegschaft motivieren und deren Arbeitseifer fördern.
  • Mögliche Problemfelder und Kündigungsgründe frühzeitig erkennen: Umgekehrt erfahren Arbeitgeber auch, in welchen Bereichen es Probleme gibt und welche Aspekte zu Kündigungen führen könnten. Mit diesem Wissen ausgestattet, haben sie die Chance, negative Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um die Mitarbeiter zu binden.
  • Vertrauen fördern: Außerdem schätzen es Mitarbeiter, wenn ihnen Vorgesetzte zuhören und den ehrlichen Austausch pflegen. So gesehen sind gut geführte Stay Interviews ein Zeichen von Wertschätzung und eine ideale Möglichkeit, um das Vertrauen zu fördern.

Sechs Tipps für Stay Interviews

  1. Über Zweck des Stay Interviews informieren

Im Idealfall klären Arbeitgeber die Mitarbeiter schon bei der Gesprächseinladung darüber auf, worum es geht und welchem Zweck dieser Austausch dient.

  1. Angenehmen Rahmen schaffen

Das Bleibegespräch sollte an einem Ort stattfinden, an dem sich der Mitarbeiter wohlfühlt und keinen Störfaktoren ausgesetzt ist.

  1. Vertraulichkeit versichern

Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass die Gesprächsinhalte vertraulich behandelt werden und dies dem Mitarbeiter auch klar kommunizieren.

  1. Offene Fragen stellen

Der Arbeitnehmer sollte die Chance haben, Antworten auf offene Fragen zu bekommen und frei zu sprechen.

  1. Aufmerksam zuhören

Es ist wichtig, dem Beschäftigten beim Stay Interview aufmerksam zuzuhören und ihn aussprechen zu lassen. Im Idealfall reagiert der Gesprächspartner der Führungsebene verständnisvoll.

  1. Informationen auswerten

Um Nutzen aus dem Stay Interview zu ziehen, ist es notwendig, die Informationen mitzunehmen, auszuwerten und Rückschlüsse daraus zu ziehen. Die Gesprächsinhalte können als Basis dienen, um kritische Bereiche zu optimieren.

Mögliche Fragen für Stay Interviews

Arbeitgeber können in Stay Interviews beispielsweise diese Fragen stellen:

  • Was bereitet Ihnen an Ihrer Arbeit Freude?
  • Erfahren Sie genügend Anerkennung und Wertschätzung?
  • Wie sieht Ihr Traumjob aus und können Sie Ihre beruflichen Ziele im Unternehmen verwirklichen?
  • In welchen Bereichen besteht Verbesserungsbedarf?
  • Wie ist es um die Work-Life-Balance bestellt?
  • Welche Faktoren würden Sie an Ihrem Job und im Unternehmen ändern?
  • Was kann der Arbeitgeber tun, damit sich die Mitarbeiter wohler fühlen?
  • Aus welchen Gründen würden Sie kündigen?
  • Sind Sie mit dem Weiterbildungsangebot und der Bezahlung zufrieden?
  • Fühlen Sie Über- oder Unterforderung?

Anschließend ist es wichtig, auf die Antworten einzugehen und die Problemfelder ernst zu nehmen.