Geeignete Bewerber mittels künstlicher Intelligenz zu suchen und zu finden, ist eine Möglichkeit, um offene Stellen möglichst schnell mit Fachkräften zu besetzen. KI-basierte Verfahren werden aus Sicht von Personalvermittlungsunternehmen in den nächsten Jahren eine größere Rolle spielen. Sie sind allerdings nicht überall verbreitet.

Künstliche Intelligenz in der Personalvermittlung

Dienstleister, die Personal vermitteln, setzen häufig auf künstliche Intelligenz. Das betrifft vor allem diese Aufgaben:

  • Fit zwischen Unternehmen und Arbeitskräften analysieren: 25 Prozent
  • Bewerbungsunterlagen überprüfen: 13 Prozent
  • Jobanzeigen verbessern: 12 Prozent
  • Chatbot auf der Webseite einsetzen: 10 Prozent

Wenn es um Entscheidungen im Assessment-Center oder um das Analysieren von Vorstellungsgesprächen geht, ist der Einsatz von KI deutlich weniger verbreitet. Laut der Studie „Barometer Personalvermittlung 2022“ setzen beinahe 50 Prozent der Personalvermittler auf künstliche Intelligenz. Bei herkömmlichen Unternehmen sind es lediglich 20 Prozent. An der zugrundeliegenden Befragung haben insgesamt knapp 1000 Mitarbeiter, 879 Unternehmen und 608 Personalvermittlungsdienstleister teilgenommen.

Wofür nutzen Unternehmen KI?

Unternehmen nutzen KI hauptsächlich, um ihre Stellenanzeigen zu verbessern und als Hilfestellung bei der Mitarbeitersuche in Jobbörsen und Social Media. Insgesamt ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz noch wenig gebräuchlich, wie diese Zahlen zeigen:

  • Kandidaten auf Jobbörsen oder in sozialen Medien suchen: 6,7 Prozent
  • Stellenanzeigen verbessern: 6,1 Prozent
  • Fit zwischen Bewerbern und Unternehmen: 4,8 Prozent
  • Eingelangte Bewerbungsunterlagen analysieren: 4,2 Prozent
  • Chatbot, der Fragen auf der Karrierewebseite beantwortet: 3,7 Prozent
  • Assessment-Center oder Bewerbertests: 2,1 Prozent

Wie sehen Bewerber den Einsatz von KI in der Rekrutierung?

Bewerber zeigen eine hohe Bereitschaft, künstliche Intelligenz in der Rekrutierung zu nutzen. So würden beispielsweise 65 Prozent der befragten Kandidaten Job-Matching-Plattformen verwenden. In der jüngeren Bewerbergruppe bis 35 Jahre sind es sogar 74 Prozent. 65 Prozent würden zudem Online-Tests oder Assessment-Center auf KI-Basis gebrauchen. Auch Chatbots stehen hoch im Kurs. Rund 50 Prozent der Bewerber würden sich auf ein Bewerbungsgespräch auf KI-Grundlage einlassen. Hier zeigen sich branchenspezifische Unterschiede:

  • Marketing, Werbung und PR: 43 Prozent
  • Organisation und Projektarbeit: 40 Prozent
  • Informationstechnologie und Telekommunikation: 36 Prozent
  • Forschung und Entwicklung (F&E): 35 Prozent
  • Transport, Logistik, Verkehr und Lagerwesen: 32 Prozent

Skeptischer sind Arbeitnehmer aus dem Gesundheits- und Sozialbereich (22 Prozent) sowie aus dem Rechts- und Steuerbereich (18 Prozent).

Weniger Diskriminierung?

Die Studienergebnisse legen nahe, KI gezielt dort einzusetzen, wo sie Zeitersparnisse bringt und Entscheidungshilfe bietet. Dabei ist es wichtig, die individuellen Wünsche der Bewerber im Blick zu haben. Wenn die Kriterien im Auswahlverfahren ohne Vorurteile definiert werden, ist es möglich, Diskriminierung zu reduzieren. Ein großer Teil der befragten Studienteilnehmer aus allen drei Zielgruppen (Personalvermittler, Unternehmen und Mitarbeiter) vertritt die Ansicht, dass künstliche Intelligenz im ersten Auswahlverfahren Benachteiligungen aufgrund von Alter, Geschlecht und Herkunft reduzieren kann. Bei KI geht es eher um faktenbasierte Entscheidungen als um subjektive Beurteilungen, Voreingenommenheit und Erfahrung.

Etwas skeptischer sehen die Forscher einer Studie der Universität von Cambridge die Frage, ob KI-Instrumente objektiv sind. Sie kommen zum Ergebnis, dass zufällig vorgenommene Anpassungen bei Faktoren wie Bekleidung, Licht, Mimik oder Hintergrundbild deutliche Abweichungen bringen.

Die Forscher zogen die Schlussfolgerung, dass die Nutzung von künstlicher Intelligenz in der Rekrutierung eher die Einheitlichkeit als die Diversität des Mitarbeiterteams fördere. Der Technologieeinsatz sei darauf ausgerichtet, den idealen Bewerber für das Unternehmen zu finden.

Insgesamt dürfte die Bereitschaft für die Nutzung von KI im Recruiting wachsen. Dies betrifft nicht nur die Seite der Personalvermittler und Unternehmen, sondern auch jene der Bewerber.