In den nächsten 15 Jahren werden fast 13 Millionen Babyboomer die Arbeitswelt hinter sich lassen. Diese Erwerbstätigen der geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1956 und 1965 werden in den Unternehmen große personelle Lücken hinterlassen. Mit ihnen gehen wertvolle Erfahrungen und Fachwissen.

Die Zeiten, in denen Unternehmen ältere Mitarbeiter früher in Rente schicken, sind vorbei. Das liegt am Engpass an Fachkräften. Es gibt einige Punkte, an denen Unternehmen ansetzen können, um das Potenzial der Babyboomer möglichst lange auszuschöpfen.

Tipp 1: Flexible Arbeitszeitgestaltung

Die Möglichkeit, die Arbeit nach Zeit und Ort flexibel zu gestalten, bleibt wichtig. Sie hilft dabei, schrittweise in den Ruhestand zu treten. Ein Modell der Wahlarbeitszeit kann es ermöglichen, die Wochenarbeitszeit jährlich in einem Spielraum von 15 bis 40 Stunden festzulegen. Die Chance, die Arbeitszeit im Bedarfsfall herabzusetzen, macht es älteren Mitarbeitern leichter, den Übergang in die Altersteilzeit und Rente gut zu bewältigen. Im Umkehrschluss bedeutet es: Sie müssen nicht gleich ganz kündigen, wenn ihnen 40 Wochenstunden zu viel sind, sondern können ihre Arbeitszeit flexibel reduzieren.

Tipp 2: Altersgerechte Arbeitsabläufe

Unternehmen sind gut beraten, eine altersgerechte Organisation zu etablieren, die auf Aspekte wie Führung und Zusammenarbeit achtet. Solche Faktoren entscheiden darüber, ob die Mitarbeiter bis zum Renteneintritt bleiben und sich vielleicht sogar danach als Senior-Experten einbringen. Es ist wichtig, älteren Mitarbeitern vorurteilsfrei zu begegnen und die Arbeitsabläufe altersgerecht zu gestalten.

Tipp 3: Aufgabenverteilung

Im Idealfall verteilen die Führungskräfte die Aufgaben so, dass Beschäftigte aller Altersgruppen ihre Fähigkeiten optimal entfalten und gemeinsam Freude an der Arbeit haben. Dies fördert die Mitarbeiterbindung und ist ein Anreiz dafür, länger im Unternehmen zu bleiben.

Tipp 4: Wertschätzung

Unternehmen sollten sich nicht ausschließlich darauf konzentrieren, Talente der jüngeren Generationen Y und Z anzuwerben. Stattdessen ist es sinnvoll, auch den älteren Mitarbeitern Aufmerksamkeit zu schenken und Wertschätzung entgegenzubringen. Es ist wichtig, diese wertschätzende Haltung in der Zusammenarbeit verschiedener Generationen gezielt zu fördern. Das Ziel besteht darin, dass sich alle Altersklassen im Team wohlfühlen.

Tipp 5: Altersstruktur analysieren

Ein wichtiger Grundstein besteht darin, die Altersstruktur regelmäßig zu analysieren und zu erheben, welche Fähigkeiten voraussichtlich in den nächsten drei Jahren verloren gehen würden. Wenn diese Informationen vorliegen, ist es leichter, passende Maßnahmen zu ergreifen und zeitgerecht entgegenzusteuern. Dies hilft dabei, den kommenden Personalbedarf richtig einzuschätzen.

Tipp 6: Mentoren

So manches Unternehmen hat den Wert von Senioren als Mentoren für die zukünftige Generation erkannt. So können die Babyboomer ihre Nachfolger mit Rat und Tat unterstützen. Auch die umgekehrte Richtung ist sinnvoll. Es bieten sich gegenseitige Mentoring-Formate an, bei denen ältere und jüngere Kollegen voneinander lernen, sogenannte Tandems.

Einige Unternehmen nutzen digitale Wissensplattformen, um die Wissensübergabe abzuwickeln und den Erfahrungsschatz der Älteren für die jüngere Generation zu erhalten.

Tipp 7: Befristete Beratungsaufgaben

Viele Unternehmen sind auf die Arbeitskraft, die Qualifikationen und das Fachwissen der Babyboomer angewiesen. Ihr Ziel besteht daher darin, von diesen Erfahrungswerten so lange wie möglich zu profitieren. Es sind Ideen gefragt, mit denen dies gelingen kann. Bosch und die Deutsche Bahn setzen beispielsweise auf Senior-Experten-Modelle. Dabei geht es darum, auf das Wissen der Mitarbeiter auch nach dem Renteneintrittsalter zugreifen zu können. Dies funktioniert über zeitlich befristete Beratungs- und Projektaufgaben, die die ehemaligen Beschäftigten übernehmen. Solche Personen können auch nach dem Renteneintritt dabei helfen, personelle Lücken aufgrund von Elternzeit und Sabbaticals zu überbrücken.

Es ist eine Kombination aus mehreren Maßnahmen gefragt, um vom Wissenspotenzial der Babyboomer möglichst lange zu profitieren.