Arbeitszeit erhöhen, verdichten, verkürzen oder aufteilen – die Frage nach der Arbeitszeit ist ein kontroverses Diskussionsthema. Dazu existieren unterschiedliche Ansätze.

Arbeitszeit erhöhen: 42-Stunden-Woche

Um den Personalmangel auszugleichen, gibt es von Wirtschaft und Politik die Idee, die wöchentliche Arbeitszeit auf 42 Stunden zu erhöhen. Auf Arbeitnehmerseite findet dieser Vorschlag kaum Anklang. Aus gesundheitlicher und arbeitspsychologischer Sicht ist eine Erhöhung der Vollarbeitszeit auf 42-Stunden nicht empfehlenswert. Der Leistungsdruck und die Arbeitsverdichtung seien bereits jetzt für viele Arbeitnehmer zu hoch, so das Gegenargument. Fast jeder achte Erwerbstätige in Deutschland leistet schon Überstunden, teilweise unbezahlt. Die Arbeitszeitaufstockung würde noch mehr Stress und weniger Erholung mit sich bringen. Dies führt wiederum zu psychischen Belastungen durch Leistungsdruck und Burnout sowie zu anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Ein anderer Ansatz besteht darin, die Arbeitszeit von Teilzeitmitarbeitern zu erhöhen, sofern diese ihr Arbeitspensum anheben möchten. Dies betrifft vor allem die Zielgruppe der Frauen.

Arbeitszeit verdichten: 4-Tage-Woche

Einige Länder (zum Beispiel Belgien, Spanien, Irland und Schottland) versuchen es mit einer 4-Tage-Woche, um die wöchentliche Arbeitszeit zu verdichten, ohne sie zu verkürzen. Damit gewinnen die Mitarbeiter einen zusätzlichen Tag, den sie frei gestalten und für ihre Erholung nutzen können. Allerdings bedeutet das, dass die Betroffenen an den vier Arbeitstagen länger arbeiten und damit auch länger produktiv sein sollten.

Die Forscher eines Pilotprojekts mit Unternehmen aus den USA, Großbritannien und Irland konnten keine Einbußen bei der Leistungsfähigkeit, sondern stattdessen effizientere Arbeitsprozesse feststellen. Dies führte wiederum zu einer Umsatzsteigerung.

Ob ein solches Modell in der Praxis funktioniert, hängt mitunter auch davon ab, um welche Branche es sich handelt. Dieser Ansatz ist bei Jobs mit Schreibtischarbeit mitunter einfacher umsetzbar als bei handwerklichen Tätigkeiten.

Arbeitszeit reduzieren, voll entlohnen

Manche Unternehmen gehen einen anderen Weg, indem sie die wöchentliche Arbeitszeit reduzieren und die Mitarbeiter dennoch voll entlohnen. Bei diesen Modellen, die beispielsweise als 25- oder 34-Stunden-Woche umsetzbar sind, verspüren die Arbeitnehmer den Druck, möglichst effizient arbeiten und aus Zeitgründen die Gespräche zu Arbeitskollegen minimieren zu müssen. Im Idealfall bewirkt die echte Reduktion der Arbeitszeit, dass die Mitarbeitenden durch den Anreiz, mehr Freizeit und keine Gehaltseinbußen zu haben, die Arbeitszeit effektiver nutzen. Die Unternehmen profitieren von zufriedenen Beschäftigten, die viel Motivation mitbringen.

Die Arbeitszeitmodelle zur Verdichtung und Reduktion der Arbeitszeit könnten für Arbeitgeber die Chance bieten, die jungen Arbeitnehmer der Generationen Y und Z anzusprechen, denen ein guter Ausgleich zwischen Arbeitsalltag und Freizeit besonders wichtig ist. Solange noch nicht viele Betriebe solche Modelle offerieren, können diese als Alleinstellungsmerkmale wirken und mehr Arbeitskräfte anlocken.

Arbeitszeit aufteilen: Jobsharing

Ein anderer Ansatz besteht darin, die Arbeitszeit zwischen zwei Mitarbeitern aufzuteilen. Dabei teilen sich zwei Beschäftigte einen Job. Für das Unternehmen bedeutet Jobsharing zweifache Leistungsbereitschaft und zweifache Erfahrung bei gleicher Entlohnung.

Arbeit anders praktizieren

Um „Arbeiten anders zu praktizieren“, ist es nicht immer notwendig, die Gesamtarbeitszeit zu verändern. Auch andere, einfachere Ansätze bieten sich an:

  • Arbeitsumfeld (Ausstattung, Ort und Bedingungen) nach ergonomischen und gesundheitlichen Aspekten optimieren
  • kein Erscheinen am Arbeitsplatz im Krankheitsfall
  • Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge priorisieren
  • Mitarbeiterführung nach individuellen Aspekten
  • Sabbatical (berufliche Auszeit) fördern
  • Gesundheitstage veranstalten
  • zusätzliche Erholungstage gewähren

Abseits von Verlängerung, Verdichtung und Verkürzung der Arbeitszeit gibt es verschiedenste Möglichkeiten, um als Arbeitgeber bei der Arbeitsgestaltung etwas zu verändern. Hier muss jedes Unternehmen für sich herausfinden, was funktioniert und von den Mitarbeitern gut angenommen wird.