Unternehmen, die auf Online-Bewerbungsgespräche setzen und Mitarbeiter dauerhaft remote arbeiten lassen, sollten vor Betrügern auf der Hut sein. Laut Angaben des FBI gibt es verstärkt Beschwerden hinsichtlich gefälschter Bewerbungen. Dies betrifft beispielsweise Jobs im digitalen Bereich. Im äußersten Fall missbrauchen die Betrüger dafür personenbezogene Daten dritter Personen sowie fremde Stimmen und Gesichter. Sie können mit Deepfake-Technologien Bilder, Videos und Sprachaufnahmen täuschend echt verändern.

Betrügerische Online-Bewerbungen

Solche Betrugspraktiken betreffen nicht nur die USA. Auch deutsche Unternehmen sind aufgrund moderner Technologien wie Videocalls, ChatGPT und anderer KI-basierter Kommunikationstools vor betrügerischen Online-Bewerbungen nicht gefeit. Es ist daher Vorsicht geboten. Der Betrug kann sich auf unterschiedliche Weise äußern.

Live-Coaching durch dritte Personen

Für Kandidaten ist es vergleichsweise leicht, sich bei Online-Bewerbungsgesprächen aktive Unterstützung durch externe Personen zu holen. So können beispielsweise via Lautsprecher dritte Personen mit einem zweiten Gerät online am Bewerbungsgespräch teilnehmen. Bewerber und Drittperson können sogar parallel miteinander kommunizieren und so Informationen zum Verhalten sowie zu Fragen und Antworten austauschen. Es kann somit im Hintergrund ein Live-Coaching stattfinden.

Künstliche Intelligenz und ChatGPT

ChatGPT und andere, auf KI basierende Kommunikationstools eröffnen eine zusätzliche Möglichkeit, unerwünschte Hilfe zu nutzen. Es besteht die Gefahr, dass sich Bewerber im Rahmen von Online-Bewerbungsgesprächen bei Fragen und einfachen Tests von KI-Tools helfen lassen. Die Fälschungsmöglichkeit von Arbeitszeugnissen und Zertifikaten gibt es schon länger.

Tipp: Im Bewerbungsgespräch können HR-Verantwortliche die Bewerber gezielt auf Widersprüchlichkeiten und spezielle Punkte ansprechen, die sie in den Bewerbungsunterlagen entdeckt haben. Wenn die Betroffenen ausweichend antworten oder ihre Antwort mit großer zeitlicher Verzögerung abgeben, kann dies ein Anzeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt. Bei erwähnten Auslandsaufenthalten ist es beispielsweise sinnvoll, nach Details vor Ort wie Sehenswürdigkeiten, lokalen Preisen und Insidertipps zu fragen. Allerdings sollten Arbeitgeber damit rechnen, dass geschickte Betrüger passable Antworten parat haben.

Gefälschte Identität

Schlimmstenfalls täuschen Betrüger eine falsche Identität vor. Mittlerweile existieren Anbieter, die für zahlende Kunden als Fachexperten auf einem bestimmten Gebiet Online-Bewerbungsgespräche führen. Im Falle einer anonymen Bewerbung, die auf Bewerberfotos verzichtet, ist dies leicht möglich. Andernfalls kann das Foto einer dritten Person verwendet werden, die dann auch für den Bewerber am Online-Bewerbungsgespräch teilnimmt. Zudem ist es möglich, technische Probleme vorzuschieben oder den Einsatz einer Webcam zu verweigern.

Tipp: Um das Risiko einer gefälschten Identität zu minimieren, können Unternehmen eine Identitätsprüfung durchführen, die wiederum den Anschein erwecken kann, misstrauisch gegenüber dem Bewerber zu sein.

Betrüger mit Schädigungsabsicht

Im schlimmsten Fall engagieren Arbeitgeber per Online-Recruiting eine Person für einen Remote-Job, die die Absicht hat, das Unternehmen zu schädigen und an sensible Daten heranzukommen. Wenn sie einem solchen Mitarbeiter Zugriff auf die Unternehmensdatenbank einräumen, kann dieser personenbezogene Kundendaten, sensible Unternehmensdaten oder finanzielle Informationen missbräuchlich verwenden. Dies stellt für Unternehmen ein erhebliches Risiko dar und kann großen Schaden verursachen.

Tipp: In gefälschten Online-Bewerbungsgesprächen mittels Deepfake-Technologien gehen die Lippenbewegungen und Handlungen der interviewten Person nicht zu 100 Prozent mit den gesprochenen Wörtern konform. Deshalb ist es ratsam, genauer hinzusehen.