Ständig an die Arbeit denken, ein hohes Verantwortungsgefühl haben und in der Freizeit nicht abschalten können – das zeichnet Arbeitssüchtige aus. Arbeitssucht zeigt sich als zwanghaftes und exzessives Verhalten sowie an einer ungesunden Arbeitseinstellung. Anders als bei Arbeitsengagierten gehen bei Arbeitssüchtigen positive Aspekte wie Leidenschaft und Freude am Tun verloren. Betroffene leiden häufig an gesundheitlichen Beschwerden sowie an Müdigkeit und Erschöpfung. Sie laufen Gefahr, in ein Burnout und in Depressionen zu schlittern.
Studie zur Arbeitssucht
In Deutschland leidet fast jeder zehnte Erwerbstätige an Arbeitssucht. Dies ergab eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig, für die knapp 8.000 Erwerbstätige befragt wurden. 33 Prozent arbeiten exzessiv, jedoch nicht zwanghaft. Von den Arbeitssüchtigen stuften 28 Prozent ihren Gesundheitszustand als weniger gut oder schlecht ein.
Lediglich acht Prozent hatten laut eigenen Angaben in den vorangegangenen zwölf Monaten keine gesundheitlichen Beschwerden. Sämtliche Beschwerden von Muskel- und Gelenkbeschwerden über Schlafstörungen bis zu Niedergeschlagenheit kommen bei suchthaft Arbeitenden häufiger vor. Arztbesuche sind seltener, sodass bei knapp 30 Prozent mehr als sechs Beschwerden unbehandelt bleiben. Dies äußert sich auch in sehr wenigen Krankenständen. So fehlten 45 Prozent der Arbeitssüchtigen keinen einzigen Tag im Jahr vor der Befragung krankheitsbedingt.
Erkennungsmerkmale
Arbeitssucht äußert sich meist in einer Kombination aus Krankheitssymptomen, Verhalten im Team, Arbeitseinstellung und individuellem Arbeitsverhalten. Dabei können Arbeitgeber auf diese Faktoren achten, um arbeitssüchtige Mitarbeiter zu erkennen:
Krankheitssymptome:
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
- Hörsturz
- Rückenschmerzen
- Blackout
- Erschöpfung
- Geschwüre
Individuelles Arbeitsverhalten:
- an arbeitsfreien Tagen arbeiten
- keine Zeit für Familie und Freunde
- zwanghafte Verhaltensweisen
- Kontrollverlust
- Leugnen der Arbeitssucht
Teamklima:
- Wutausbrüche
- Anfälle von Arbeitswut
- schwankende Gemütslagen
- ständiges Kritisieren anderer Mitarbeiter
Arbeitseinstellung:
- Perfektionismus
- alle Aufgaben selbst erledigen wollen (kein Delegieren)
- Kontrollverhalten
Arbeitgeber sollten offen für dieses Thema sein, da nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch andere Teammitglieder darunter leiden. Durch den zunehmenden Druck kann es zu Fehlentscheidungen, anderen Fehlern, Unzufriedenheit, Versetzungswünschen und Kündigungen kommen.
Maßnahmen
So können Arbeitgeber vorgehen, um Arbeitssucht vorzubeugen:
- Arbeitsverhalten beobachten: Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, das Arbeitsverhalten zu beobachten, um die Anzeichen einer Sucht zu erkennen. Zudem ist es wichtig, Betroffene darauf anzusprechen und einen Plan zu entwickeln, wie mit Arbeitssucht umzugehen ist.
- Betriebliche Rahmenbedingungen: Arbeitgeber sollten auf die betrieblichen Rahmenbedingungen achten. So können Faktoren wie Zeitdruck (viele Aufgaben in kurzer Zeit), Personalengpässe, Überstunden, Angst vor Jobverlust und wirtschaftlicher Druck Arbeitssucht fördern.
- Ausgewogene Work-Life-Balance: Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist wichtig, um den nötigen Ausgleich zum Berufsalltag zu wahren.
- Zeitliche Limits: Zeitliche Limits für Aufgaben und Projekte helfen dabei, die Arbeit nicht ungebührend auszudehnen. Zudem ist es wichtig, dass Betroffene die freie Zeit tatsächlich für andere Aktivitäten und zur Entspannung nutzen.
- Gute Gesprächsbasis zu Kollegen: Eine gute Gesprächsbasis und eine entspannte Arbeitsatmosphäre können die Leistung verbessern und psychischen Druck verhindern. Arbeitgeber sollten darauf achten, dass Probleme im Team offen angesprochen und gelöst werden.
- Entspannungstechniken: Arbeitssüchtigen fällt es sehr schwer, abzuschalten. Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen und autogenes Training können dabei unterstützen, zur Ruhe zu kommen.
- Ablenkung: Ablenkung in Form von Sport und Bewegung kann ebenfalls helfen, beruflichen Stress abzubauen.
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