Der herrschende Fachkräftemangel ist branchenübergreifend spürbar und führt bei Unternehmen jeder Größe zu massiven Problemen. Maximilian Krüger, Geschäftsführer der KRÜGER Consulting GmbH, hat Erfahrungen im Umgang mit Fachkräftemangel und verhilft jedes Jahr unzähligen Unternehmen zu neuen Fachkräften. Der Experte sieht versteckte Gefahren für Unternehmen im Fachkräftemangel, die in einer Abwärtsspirale aus negativen Wechselwirkungen münden. Mit Personal-Wissen hat er über die aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarktes und Lösungsstrategien gesprochen

Herr Krüger, woher kommt der akute Fachkräftemangel in vielen Unternehmen?

Meiner Erfahrung nach ist der Fachkräftemangel nicht das Hauptproblem, sondern vielmehr Ursache verschiedener Probleme und Konsequenzen, die sich auf dem Arbeitsmarkt zeigen. Der moderne Arbeitsmarkt verändert sich und es fällt vielen Unternehmen schwer, am Ball zu bleiben. Offene Stellen sind nur ein Faktor einer Abwärtsspirale, die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Ich habe hier mit meinem Team von KRÜGER Consulting Erfahrungen ausgewertet und ein Modell entwickelt, das eine wichtige Grundlage für die Modernisierung der Unternehmen darstellt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Abwärtsspirale gliedert sich in drei Bereiche mit jeweils spezifischen Problemen, die Unternehmen angehen müssen.

Wie sieht dieses Modell aus?

Die sogenannte Abwärtsspirale der Personalsuche besteht aus drei Stadien: dem Anfangsstadium, der Abwärtsdrehung und dem Kollaps. Im Anfangsstadium steht die Vakanz im Zentrum. Unbesetzte Stellen führen zu einer Arbeitsverdichtung beim verbleibenden Personal. Das führt mittelfristig zu einer Überlastung des Personals. Wenig Bewerbungen tragen dazu bei, dass vakante Stellen nicht besetzt werden können. Ist das Personal erst einmal überlastet, folgt die Abwärtsdrehung. In dieser Zeit kommt es zu einem erhöhten Krankenstand beim Personal und einer sinkenden Arbeitsmoral. Das sogenannte Quiet Quitting ist die Folge. Einige Mitarbeiter leisten nur noch das Nötigste, andere sehen sich nach einem Job mit besseren Arbeitsbedingungen um.

Hier wird die Spirale sichtbar: Je mehr Mitarbeiter kündigen, desto höher ist der Bedarf nach neuen Arbeitskräften. Personalchefs verfallen hier nicht selten in einen Panikmodus und stellen Bewerber ein, die nicht den eigentlich notwendigen Anforderungen entsprechen. Wir sprechen hier von B- und C-Mitarbeitern. Diese Fehlbesetzungen führen ultimativ erneut zu einer hohen Fluktuation und dazu, dass Unternehmensziele nicht erreicht werden können. Hier folgt dann der Kollaps: Die übrigen Mitarbeiter bemerken, dass der Arbeitgeber in Not ist. Die Arbeitsmoral sinkt, ebenso der Respekt und die Motivation. An diesem Punkt wird es praktisch unmöglich, Aufträge zu erfüllen und Unternehmensziele zu erreichen. Die Produktivität leidet nachhaltig, hinzu kommt die fortwährende Fluktuation, da Mitarbeiter den Ansprüchen nicht genügen.

Was können Unternehmen tun, um aus dieser Abwärtsspirale auszubrechen?

Glücklicherweise sind Unternehmen nicht dazu verdammt, sich der Abwärtsspirale zu ergeben. Es gibt Möglichkeiten, den Kreis zu durchbrechen und wieder auf Erfolgskurs zu kommen. Wichtig ist zunächst, sich der Probleme bewusst zu werden. Wo liegen die Schwächen? Was kann das bestehende Team leisten und was nicht? Sind diese Fragen beantwortet, kristallisiert sich in der Regel auch heraus, was neue Mitarbeiter mitbringen müssen, um die perfekte Ergänzung für das Team zu sein. Hier setzen wir an und unterstützen Unternehmen.

Von welcher Art von Unterstützung sprechen wir?

Als erfahrener Experte im Bereich der Personalgewinnung verhelfen wir mittelständischen Unternehmen zu mehr Sichtbarkeit bei Bewerbern. Wir bauen unsere Bemühungen auf drei Säulen auf.

Auf Basis der Zielgruppe und Anforderungen an Mitarbeiter setzen wir gezielte Personalmarketing-Kampagnen um, die genau die Fachkräfte erreichen, die zum Unternehmen passen. So stellen wir sicher, dass die richtigen Interessenten die Jobangebote sehen und sich unkompliziert bewerben können.

Zusätzlich unterstützen wir die Unternehmen dabei, Jobangebote zu entwerfen, die attraktiv sind und wettbewerbsfähig bleiben. Das betrifft nicht nur die reinen Stellenanzeigen, sondern die gesamte Arbeitgebermarke. Je nachdem, an welcher Stelle in der Abwärtsspirale sich ein Unternehmen befindet, ist es notwendig, die Attraktivität des Unternehmens aufzubauen, um für Bewerber interessant zu bleiben.

Die dritte Säule heißt Kontinuität. Erfahrungsgemäß reicht es für langfristigen Unternehmenserfolg nicht, einmal eine Stellenanzeige zu schalten. Stattdessen muss Recruiting langfristig erfolgen, um vakante Stellen zeitnah mit geeigneten Bewerbern zu füllen.

Wie erfolgt langfristiges Recruiting?

Zunächst einmal geht es darum, attraktive Stellenanzeigen für akut vakante Positionen zu schalten. So lassen sich die Stellen zeitnah besetzen, unserer Erfahrung nach innerhalb von durchschnittlich 53 Tagen. Um langfristig nicht wieder in eine Abwärtsspirale zu geraten, ist es im zweiten Schritt wichtig, sich einen Bewerberpool zu schaffen, der für zukünftig zu besetzende Stellen relevant ist. Wir bieten Unternehmen hierzu eine intensive, langfristige Betreuung. So können wir gewährleisten, dass auch in Zukunft Stellen zeitnah besetzt werden.

Haben Sie Tipps für Unternehmen, um nicht in die Abwärtsspirale zu geraten?

Der Arbeitsmarkt ist im stetigen Wandel. Es ist unumgänglich, hier auf dem neuesten Stand zu bleiben, und sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Außerdem sollten Arbeitgeber nicht in Panik verfallen, wenn Fachkräfte kündigen. Hier gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und aktiv nach geeigneten Bewerbern zu suchen, die exakt zum Anforderungsprofil passen. Ein ganzheitliches Employer Branding unterstützt dabei die Stellensuche durch eine attraktive Arbeitgebermarke und einen gepflegten Online-Auftritt. Wer bereits im Vorfeld eine umfangreiche Strategie entwickelt, gerät gar nicht erst in die Abwärtsspirale. Aktion statt Reaktion ist ein essenzieller Leitsatz, den Unternehmen auf Personalsuche nicht vergessen dürfen.

Bilder:
Abb. 1: © KRÜGER Consulting GmbH
Abb. 2: © KRÜGER Consulting GmbH