Von Yakobchuk Olena – stock.adobe.com
Digitale Bildschirmarbeit ist aus dem Berufsalltag kaum mehr wegzudenken. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die visuelle Leistungsfähigkeit. Müde Augen, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme gehören längst zu den häufigsten Beschwerden im Büroalltag. Trotz ergonomischer Arbeitsplätze bleibt der Blick auf den Monitor eine Herausforderung für das Sehen. Genau hier setzt die Sehanalyse im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) an – ein oft unterschätzter Baustein mit großem Potenzial.
Visuelle Belastung am Arbeitsplatz nimmt zu
Ob im Großraumbüro, im Einzelbüro oder im Homeoffice – viele Tätigkeiten erfordern stundenlanges, konzentriertes Arbeiten am Bildschirm. Die Augen müssen dabei permanent fokussieren, zwischen unterschiedlichen Entfernungen wechseln und sich schnell auf wechselnde Lichtverhältnisse einstellen. Gleichzeitig wird häufig in künstlich beleuchteten Räumen gearbeitet, teils mit ungünstiger Blendung durch Fenster oder Deckenleuchten. Die visuelle Anstrengung steigt unbemerkt. Besonders betroffen sind Beschäftigte in Verwaltung, IT, Grafik, Kundenservice und anderen screen-basierten Berufen. Die Belastung der Augen ist dabei keine Einzelerscheinung, sondern betrifft große Teile der Belegschaft.
Häufige Symptome bleiben lange unerkannt
Trockene, brennende oder gerötete Augen sind klassische Anzeichen für Überlastung. Auch häufiges Blinzeln oder der Griff zu Augentropfen deuten auf ein Problem hin. Daneben treten oft unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme, Lichtempfindlichkeit oder Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich auf. Diese Symptome werden jedoch selten mit der Sehleistung in Verbindung gebracht, was eine gezielte Lösung erschwert. Erst eine strukturierte Sehanalyse kann aufdecken, ob beispielsweise eine nicht mehr passende Brillenstärke, eine bisher unerkannte Fehlsichtigkeit oder einfach eine unergonomische Blickführung dahintersteckt.
Sehanalyse als präventives BGM-Element
Im betrieblichen Gesundheitsmanagement liegt der Fokus häufig auf Bewegung, Ernährung oder psychischer Gesundheit. Themen wie visuelle Ergonomie werden hingegen oft übersehen, obwohl sie eine direkte Wirkung auf das tägliche Arbeiten haben. Eine Sehanalyse schafft hier einen niedrigschwelligen Zugang: Schnelltests vor Ort, mobile Augenmessgeräte oder Kooperationen mit ortsansässigen Optikern ermöglichen es, potenzielle Sehprobleme rechtzeitig zu erkennen. Der Vorteil: Die Maßnahme ist weder kostenintensiv noch aufwendig, bringt aber unmittelbaren Nutzen für viele Beschäftigte – gerade bei überwiegend sitzender Bildschirmarbeit.
Maßgeschneiderte Lösungen durch individuelle Beratung
Nicht jede Brille ist für jeden Arbeitsplatz geeignet. Wer im Alltag zwischen Bildschirm, Unterlagen und Raumtiefe wechseln muss, benötigt häufig eine spezielle Korrektur. Bildschirmbrillen sind auf diese Anforderungen zugeschnitten und können gezielt für bestimmte Sehabstände angepasst werden. Im Rahmen einer Sehanalyse kann nicht nur die grundsätzliche Sehleistung überprüft, sondern auch eine individuelle Beratung zur optimalen Brillenlösung erfolgen. Die Zusammenarbeit mit einem Optiker eröffnet hier zusätzliche Möglichkeiten, etwa durch passgenaue Empfehlungen, Anpassungen vor Ort oder gezielte Nachbetreuung.
Effizienzsteigerung durch besseres Sehen
Wer gut sieht, arbeitet konzentrierter, macht weniger Fehler und ermüdet deutlich langsamer. Studien zeigen, dass bereits eine geringe Fehlsichtigkeit die Lesegeschwindigkeit am Bildschirm senken und die Fehlerquote erhöhen kann. Eine passende Brille – idealerweise mit entspiegelten Gläsern oder Blaulichtfilter – kann hier eine direkte Verbesserung der Arbeitsqualität bewirken. Auch das subjektive Wohlbefinden steigt: weniger Kopfschmerzen, weniger Augenbrennen, weniger Frust im Arbeitsalltag. Die Produktivität profitiert – und das Unternehmen ebenso.
Psychologische Wirkung nicht unterschätzen
Gesundheitliche Fürsorge wirkt über das rein Funktionale hinaus. Wer erlebt, dass auf individuelle Belastungen eingegangen wird, fühlt sich gesehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Eine professionell durchgeführte Sehanalyse, kombiniert mit konkreten Handlungsempfehlungen, wird oft als wertschätzendes Angebot wahrgenommen. Gerade in Zeiten steigender Arbeitsbelastung ist das ein nicht zu unterschätzender Effekt, der sich positiv auf Motivation, Zufriedenheit und langfristige Bindung auswirken kann.
Technologischer Fortschritt erleichtert die Umsetzung
Längst sind Sehanalysen nicht mehr an feste Standorte gebunden. Mobile Screening-Geräte ermöglichen unkomplizierte Tests direkt im Unternehmen, etwa im Rahmen von Gesundheitstagen oder BGM-Aktionswochen. Digitale Tools wie Seh-Apps oder Online-Selbsteinschätzungen können ergänzend eingesetzt werden. Der technische Aufwand ist gering, die Einstiegshürde für Mitarbeitende niedrig. Durch die Kombination mit anschließender Fachberatung – entweder durch Augenoptiker oder arbeitsmedizinische Dienste – entsteht ein umfassendes Bild der visuellen Gesundheit im Betrieb.
Rechtlicher Rahmen schafft Sicherheit
Das Thema Bildschirmarbeit ist nicht nur eine Frage der Gesundheit, sondern auch der Verantwortung. Laut Arbeitsstättenverordnung und Bildschirmarbeitsverordnung müssen Arbeitgeber geeignete Maßnahmen treffen, um gesundheitliche Gefährdungen durch Bildschirmarbeit zu vermeiden. Dazu gehört unter anderem die Bereitstellung von Sehhilfen, wenn sie arbeitsbedingt notwendig sind. Eine regelmäßige Sehanalyse schafft hier nicht nur Sicherheit, sondern auch eine fundierte Basis für notwendige Entscheidungen. Auch mögliche Konflikte – etwa über Anspruch und Umfang von Bildschirmbrillen – lassen sich so frühzeitig vermeiden.
Fazit: Visuelle Gesundheit gehört ins BGM
Augenbelastung ist keine Randerscheinung, sondern ein zentrales Thema moderner Arbeitswelten. Wer das betriebliche Gesundheitsmanagement ganzheitlich denkt, sollte die visuelle Dimension gezielt einbeziehen. Eine regelmäßige Sehanalyse – kombiniert mit Beratung und gegebenenfalls passender Brillenversorgung – ist ein effektiver, praxisnaher Beitrag zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit. Und nicht zuletzt: Gerade bei Bildschirmarbeitsplätzen lohnt es sich, im Rahmen des BGM mit einem Optiker zusammenzuarbeiten – etwa durch Sehtests vor Ort oder individuelle Beratung zu Bildschirmbrillen.
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