Es wird immer mehr zur Normalität: Bewerber lügen in ihren Bewerbungen, dass sich die Balken biegen. Da werden Lücken im Lebenslauf wegkaschiert, ein paar Berufserfahrungen dazugemogelt oder die EDV-Kenntnisse ein wenig „aufgemotzt“. Doch wie können Sie solche Lügen entdecken? Schließlich führen sie im schlimmsten Fall dazu, dass Sie einen Bewerber einstellen, der für die angedachte Aufgabe nicht die erforderlichen Kenntnisse mitbringt.

Mit offenen Augen durch die Bewerbung

Oft finden sich schon beim Durchsehen der Bewerbung Widersprüche. Machen Sie sich beispielsweise einmal die Mühe und vergleichen Sie die im Lebenslauf angegebenen Zeiträume der Arbeitsstellen mit den jeweiligen Daten aus den Arbeitszeugnissen. Besonders hellhörig sollten Sie werden, wenn ein Bewerber keine genauen Datumsangaben macht, sondern nur Zeiträume in Jahren angibt. Diese Schreibweise ist nämlich prädestiniert dafür, um mal ein paar Monate „wegzumogeln“, in denen man vielleicht arbeitslos war.

Sehen Sie im Lebenslauf nach, ob sich irgendwo Orientierungszeiten, berufliche Auszeiten, Familienzeiten, Sprachreisen oder ähnliche Einträge finden. Dahinter verbirgt sich nämlich meist nur der Versuch, eine Phase der Arbeitslosigkeit positiv erscheinen zu lassen. Wenn Sie Ihr Bewerbermanagement gut im Griff haben, werden Sie sicherlich einen großen Teil der Lügen potenzieller Arbeitnehmer aufdecken können.

Wenn ein Bewerber als Grund für seine Bewerbung angibt, dass er „nach einer neuen Herausforderung sucht“, sollten Sie genau hinsehen. Wie lange arbeitet er bereits in dem aktuellen Job? Wenn jemand schon nach einem halben Jahr nach einer neuen Herausforderung sucht, stellt sich die Frage, warum die Arbeit so schnell langweilig geworden ist. Probleme mit dem Chef? Eine bevorstehende Kündigung? Die möglichen Ursachen können vielfältig sein.

Nachfragen im Vorstellungsgespräch

Wenn ein Bewerber grundsätzlich interessant erscheint, Sie aber solche Ungereimtheiten entdeckt haben, laden Sie ihn zum Vorstellungsgespräch ein. Nun gilt es, ihn mit gezielten Fragen zu testen. Wenn er im Rahmen seiner Bewerbung gelogen hat, fliegt dies meist schnell auf.

Eine Orientierungsphase wird schnell entlarvt, wenn der Bewerber nicht erklären kann, welche Anstrengungen er während dieser Zeit unternommen hat, um sich neu zu orientieren. Monatelang vor dem Fernseher zu liegen entspricht nicht gerade der üblichen Definition von Orientierung und die wenigsten Bewerber rechnen damit, dass der Personaler nachfragt.

Sie haben außerdem eine einfache Möglichkeit, um Sprach- und EDV-Kenntnisse zu prüfen. Ihr Bewerber gibt an, dass er fließend Englisch spricht? Wunderbar – dann switchen Sie doch einmal während des Gesprächs ohne Vorankündigung auf Englisch um und bitten sie ihn, Ihnen etwas auf Englisch zu erklären oder zu erzählen. Wenn er wirklich gut Englisch kann, wird er diese Aufgabe problemlos meistern können. Gleiches gilt für die EDV-Kenntnisse. Ihr Bewerber hat angegeben, dass er in der Lage ist, mit Excel Auswertungen zu erstellen? Fragen Sie ihn nach dem Namen einer gängigen Formel, beispielsweise dem MITTELWERT oder der SUMME. Diese muss er kennen, wenn er in der Software tatsächlich fit ist. Auf ähnliche Art und Weise können Sie im Prinzip jedes Fachwissen abfragen, denn wenn der Bewerber geschönt hat, wird er solche Fragen nicht beantworten können.