Die Titel „Meister“ und „Betriebswirt“ sagen als solche noch nichts über die dahinterstehenden Weiterbildungen aus, zumal es verschiedene Lehrgänge mit unterschiedlicher Ausrichtung gibt. Erst die Zusatzbezeichnungen wie HWK, IHK und „staatlich geprüft“ geben Aufschluss über die Art der Qualifizierung.

Handwerksmeister (HWK) vs. Industriemeister (IHK)

Meistertitel gibt es im Handwerk und in der Industrie. Wer eine Meisterprüfung in einem der mehr als 110 verschiedenen Handwerksberufe besteht, darf sich Handwerksmeister (HWK) nennen. Das Pendant im Industriebereich ist der Industriemeister (IHK), welcher in mehr als 50 unterschiedlichen Fachrichtungen angeboten wird.

Fortbildungsinhalte

Die Meisterfortbildung zielt darauf ab, das facheinschlägige Wissen theoretisch und praktisch aufzubereiten, welches speziell auf den jeweiligen Handwerksberuf oder die gewählte Industriefachrichtung abgestimmt ist.

Angehende Handwerksmeister (HWK) absolvieren ihre Meisterprüfung in vier Prüfungsteilen:

  1. Fachpraktische Prüfung
  2. Fachtheoretische Prüfung
  3. Betriebswirtschaftliche und rechtliche Prüfung (Rechnungswesen, Controlling, Recht und Steuer)
  4. Arbeits- und berufspädagogische Prüfung

Die Weiterbildung zum Industriemeister bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) basiert auf zwei Schwerpunkten:

  1. Fachrichtungsübergreifender Teil (Basisqualifikation): allgemeines Grundlagenwissen in Recht, Betriebswirtschaftslehre, Führung, Technik sowie Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz
  2. Fachspezifischer Teil (handlungsspezifische Qualifikation): facheinschlägige Themengebiete wie Produktionsweisen, Technologien, Materialien und Werkstoffkunde

Fortbildungsumfang

Die jeweilige Weiterbildungsdauer richtet sich danach, ob der angehende Meister seinen Lehrgang in Vollzeit, Teilzeit oder als Fernlehrgang abschließt:

  Meister HWK Meister IHK
Vollzeit 11 Monate 3 bis 12 Monate
Teilzeit 22 Monate 18 bis 42 Monate
Fernlehrgang 33 Monate 30 Monate

Ansehen

Handwerksmeister können eine Meisterstelle in einem fremden Handwerksbetrieb antreten oder einen eigenen Handwerksbetrieb eröffnen. Der Meisterbrief befähigt dazu, Fach- und Führungsaufgaben zu übernehmen und eigene Lehrlinge auszubilden. Industriemeister belegen hingegen typischerweise Führungspositionen im unteren und mittleren Management von Industriebetrieben. Zu ihren Tätigkeiten gehören beispielsweise die Überwachung von Produktionsabläufen sowie die Führung und Ausbildung von Mitarbeitern.

Unterschiede zwischen Meister und Betriebswirt

Die Qualifikation „staatlich geprüfter Betriebswirt“ richtet sich an Bewerber, welche nach dem Abschluss einer kaufmännischen Ausbildung und einer mindestens einjährigen Berufserfahrung eine Weiterbildung mit betriebswirtschaftlicher Schwerpunktsetzung an einer Fachakademie oder Fachschule für Wirtschaft anstreben. Angehende IHK-Betriebswirte absolvieren hingegen eine spezielle betriebswirtschaftliche Fortbildung bei der Industrie- und Handelskammer. Die Qualifikation HWK-Betriebswirt (Betriebswirt nach der Handwerksordnung) spricht demgegenüber Handwerksmeister an, welche eine spezifische betriebswirtschaftliche Ausbildung für Handwerksbetriebe absolvieren möchten.

Fortbildungsinhalte

Der Lehrgang „Staatlich geprüfter Betriebswirt“ unterscheidet sich in inhaltlicher Hinsicht deutlich von den Betriebswirtschaftslehrgängen der IHK und HWK, welche ihrerseits ähnliche Schwerpunkte setzen:

  Staatlich geprüfter Betriebswirt IHK-Betriebswirt HWK-Betriebswirt
Umfang 2.400 bis 2.800 Stunden 700 bis 800 Stunden 700 Stunden
Lehrinhalte Grundstudium:

allgemeinbildendes Grundlagenwissen (z. B. Deutsch, Mathematik, Englisch) und allgemeine betriebswirtschaftliche Themenbereiche (z. B. BWL, Rechnungswesen);

Betriebswirtschaftliches Schwerpunktstudium (z.B. Spezialisierung in Marketing, Controlling)

Wirtschaftliches Handeln und betriebliche Leistungsprozesse (z. B. Marketing, Finanzwirtschaft, Bilanzierung und Steuerpolitik)

Unternehmensführung und Management (z. B. Strategie, Organisation, Personalmanagement)

Unternehmensführung, Personalmanagement, Strategieentwicklung, Innovationsmanagement
Abschluss Projektarbeit und staatliche Abschlussprüfung Projektarbeit und projektgebundenes Fachgespräch Projektarbeit und Fachgespräch

Ansehen

Geprüfte HWK-Betriebswirte sind dazu befähigt, einen Handwerksbetrieb selbstständig zu führen oder betriebswirtschaftliche Führungsfunktionen in kleinen und mittelständischen Handwerksbetrieben wahrzunehmen. Die Aufgabengebiete eines IHK-Betriebswirtes liegen hingegen in der Abteilungsleitung oder Geschäftsführung eines Industrie- oder Dienstleistungsunternehmens. Staatlich geprüfte Betriebswirte können beispielsweise im mittleren Management tätig werden oder als freiberufliche Unternehmensberater arbeiten. Zudem haben sie die Möglichkeit, im Rahmen einer Zusatzprüfung die Fachhochschulreife zu erlangen.