Mehrere hundert Euro mehr oder weniger pro Monat: Dieses Szenario ist bei den Lehrlingslöhnen in Deutschland zu beobachten. Der Azubi-Report 2016 und eine Studie des WSI liefern aktuelle Gehaltszahlen für Azubis und decken die Unterschiede zwischen den Branchen und Regionen auf.
Die Gehaltssituation von Azubis: Vom Handwerk bis zur IT-Branche
Im letzten Jahr ist das monatliche Durchschnittsgehalt der Auszubildenden von 574 Euro auf 665 Euro gestiegen. Dennoch benötigen immer mehr Lehrlinge finanzielle Unterstützung aus der Familie. Diese Entwicklung belegen die Zahlen des Azubi-Reports 2016. Demnach können sich 71 Prozent der 2.180 befragten Azubis während ihrer Ausbildungszeit nicht selbst erhalten. Ein Prozentsatz von 62,5 Prozent der Auszubildenden bezieht finanzielle Hilfe von Familienangehörigen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Dies entspricht laut dem Azubi-Report 2016 einem Anstieg von 21,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Am niedrigsten fallen die Ausbildungsgehälter in der Handwerksbranche aus, in der die Arbeitgeber ihren Lehrlingen durchschnittlich 370 Euro zahlen. Am oberen Ende der Gehaltsskala siedeln sich die IT-Azubis an, die rund doppelt so viel Lohn erhalten wie die Handwerkslehrlinge. Höhere Vergütungen als im Vorjahr bezahlen die Gastronomie- und Tourismusbetriebe, wobei sich hier eine Steigerung von 30 Prozent zeigt.
Die Höhe des Ausbildungsgehaltes richtet sich auch nach dem Schulabschluss, wie diese Gehaltsdaten belegen:
- Abiturienten: 709 Euro
- Fachabiturienten: 706 Euro
- Realschulabschluss: 662 Euro
- Hauptschulabschluss: 585 Euro
Die drei Gehaltsgruppen der Ausbildungslöhne
Laut Angaben des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung (WSI) ergeben sich für das erste Ausbildungsjahr der Lehrlinge drei verschiedene Gehalts-Gruppen:
- 1. Gruppe: Ausbildungslöhne zwischen 900 und 1.000 Euro
Die Spitzenverdiener unter den Lehrlingen sind in der Metall- und Elektroindustrie, der Chemischen Industrie, der Bank- und Versicherungsbranche und im Öffentlichen Dienst zu finden. - 2. Gruppe: Ausbildungsgehälter zwischen 700 und 900 Euro
In den mittleren Bereich reihen sich insbesondere die Azubis der Hotel- und Gastronomiebetriebe, des Einzelhandels, der Textilindustrie und der privaten Verkehrsbetriebe in Westdeutschland sowie das Bauhauptgewerbe und die Deutsche Bahn AG ein. - 3. Gruppe: Azubi-Löhne unter 700 Euro
Hierunter fallen ostdeutsche Betriebe und das Gebäudereinigerhandwerk in Westdeutschland.
Große regionale Unterschiede: Starkes Lohngefälle in derselben Branche
Die WSI-Studie bringt jedoch auch erhebliche Diskrepanzen in regionaler Hinsicht ans Tageslicht. Demnach zahlen die Arbeitgeber desselben Berufsstandes je nach Region unterschiedlich hohe Ausbildungsgehälter, sodass Lohnunterschiede von einigen hundert Euro monatlich möglich sind. Diese Tabelle zeigt die regionalen Unterschiede in den Ausbildungslöhnen, die Lehrlinge in ausgewählten Branchen im dritten Lehrjahr erhalten:
Branche | Höchstwert | Niedrigste Lohnhöhe | Regionaler Unterschied |
Chemische Industrie | 1.092 Euro (NRW) | 1.007 Euro (Ost) | 87 Euro |
Metall- und Elektroindustrie | 1.150 Euro (Baden-Württemberg) | 1.056 Euro (NRW) | 94 Euro |
Textilindustrie | 1.033 Euro (Hessen) | 845 Euro (Ost) | 188 Euro |
Einzelhandel | 995 Euro (Hamburg und Rheinland-Pfalz) | 790 Euro (Mecklenburg-Vorpommern) | 205 Euro |
Hotel- und Gaststättengewerbe | 950 Euro (Bayern) | 680 Euro (Mecklenburg-Vorpommern) | 270 Euro |
Bauhauptgewerbe | 1.410 Euro (West) | 1.130 Euro (Osten) | 280 Euro |
Kfz-Handwerk | 929 Euro (Baden-Württemberg) | 630 Euro (Brandenburg) | 299 Euro |
Quelle: Spiegel, Ausbildung.de
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