Schätzungsweise 2,5 Trillionen Byte produzieren wir laut IBM jeden Tag: beim Surfen mit dem PC, über Apps und die Verwendung von Gadgets, wie Fitnessarmbändern und Co. Tendenz: steigend.

Warum also nicht den riesigen Pool an Daten gewinnbringend nutzen?

Big Data im Recruiting setzt genau dort an: Die Analyse von großen Daten soll Personalentscheidungen einfacher machen. Dies geht vom Recruiting über Talentmanagement bis hin zur Personalplanung.

Wird Big Data in Zukunft die Personalabteilung ersetzen? Und können Roboter bessere Entscheidungen treffen, als Menschen?

Big Data – Das steckt dahinter

Was ist Big Data? Vereinfacht gesagt bezeichnet Big Data die Analyse von großen Datenmengen. Bezogen auf das Personalwesen umfasst dies die Analyse und Auswertung von „Massendaten“, um personalpolitische Entscheidungen zu unterstützen.

Big Data geht weit über „einfache“ Daten hinaus, welche mit gängigen Datenverarbeitungsprogrammen tagtäglich verarbeitet werden. Vielmehr fallen unstrukturierte Daten an, deren Auswertung weit komplexere Lösungen erfordern.

Folgende Merkmale laut Gartner beschreiben den Charakter von Big Data sehr treffend:

  • Volume: Erzeugung riesiger Datenmengen mit hoher Komplexität
  • Variety: Große Vielfalt der Datentypen (soziale Medien, E-Mails, Blogs,…)
  • Velocity: Generierung der Daten in Echtzeit

Hier wird deutlich, dass Big Data weit über die Grenzen von herkömmlicher Datenverarbeitung hinausgeht. Umso mehr geht der künftige Trend hin zu intelligenten Big Data Lösungen – auch im Personalmanagement.

Welche Potenziale bietet Big Data für das Personalwesen?

Lassen Sie mich mit einem Beispiel beginnen: Das Dienstleistungsunternehmen Xerox kämpfte mit einer hohen Mitarbeiterfluktuation. Nachdem das Management eine umfangreiche Datenanalyse der Mitarbeiterdaten durchführte und feststellte, dass etwa „kreativere“ Mitarbeiter häufig länger im Unternehmen tätig waren, begannen sie ihre Personalpolitik anzupassen. Die Mitarbeiterfluktuation konnte um etwa 50 Prozent reduziert werden!

Beispielhaft ebenso ein anderes Unternehmen, welches mittels eines speziellen Algorithmus unter Verwendung riesiger Datenmengen den Kündigungszeitpunkt für Mitarbeiter vorauszusagen wusste.

Wie in diesen Fällen hoffen viele Personaler auf neue Möglichkeiten und Unterstützung durch Big Data für verschiedenste Bereiche. Aber nur die wenigsten nutzen das auch in der Praxis.

Besonders im Recruiting bietet Big Data ein erhebliches Potenzial: Ergebnisse aus der Analyse großer Datenmengen dienen als umfassende Entscheidungsgrundlage für das Personal. Passende Kandidaten können schneller gefunden werden, die Personalsuche wird vereinfacht. Vor allem soziale Netzwerke, wie Facebook, Xing oder LinkedIn bieten sich an, um vorhandene Daten für das eigene Recruiting gewinnbringend zu nutzen.

Sind Roboter die neuen Recruiter?

Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig, den Prozess hinter der Verwendung von Big Data zu verstehen. Zunächst handelt es sich um riesige Datenberge, die meist in unstrukturierter Form vorliegen. Zwar können automatisierte Software-Anwendungen Daten grundlegend aufbereiten, entscheiden können sie aber nicht.

Bei der Verwendung von Big Data im Personalmanagement geht es vor allem um eines: Muster hinter den Daten erkennen, die richtigen Rückschlüsse ziehen und rational entscheiden. Diese Aufgabe kann von Robotern nicht abgenommen werden.

Damit geht es nicht um eine Entscheidung über „Mensch vs. Maschine“ sondern vielmehr darum, Entscheidungen mithilfe der Verwendung aussagekräftiger Daten aus einem riesigen Pool an Informationen zu treffen. Für diese Art von Auswertung werden neue Jobs entstehen. Datenanalysten und BI Mitarbeiter werden gefragter, analytische Fähigkeiten immer wichtiger.

Big Data braucht Datenschutz

Geht es um die Erfassung von Daten, kommen Verwender nicht um Themen des Datenschutzes herum. Die Frage nach dem gläsernen Menschen ist in Anbetracht der teils verängstigend präzisen Analysemöglichkeiten der Daten mittels Big Data und Co. mehr als berechtigt. Kritiker befürchten ebenfalls eine mögliche Verletzung von Persönlichkeitsrechten.

Big Data Lösungen unterliegen im deutschen Recht hohen datenschutzrechtlichen Anforderungen, die es einzuhalten gilt. Der Schutz sensibler Daten wird auch in Zukunft ein wichtiges Thema bleiben!

HR weiterhin gefragt

Auch wenn die Möglichkeiten schier unendlich erscheinen: Big Data wird die Personalabteilung nicht ersetzen. Neben der Fähigkeit, Muster zu erkennen und Entscheidungen abzuleiten wird das Personalmanagement der Zukunft nicht auf wertvolles HR-Knowhow verzichten können. Personalreferenten, Personalberater und Human Ressource Abteilung sind weiterhin gefragt. Künstliche Intelligenz kann den Erfahrungsschatz und das Urteilsvermögen von Menschen nicht ersetzen.

Vielmehr sollten Personalabteilungen Big Data als große Chance sehen, mithilfe dessen Wettbewerbsvorteile und Prozessverbesserungen erreicht werden können: und zwar nur in Verbindung mit echtem Knowhow erfahrener Personalberater und HR-Spezialisten.

Autorenbox:

Klaus Becker ist Geschäftsführer der Becker + Partner Personalberatung und baute 2002 die Personalberatung für den Mittelstand auf. Vor seiner Tätigkeit als Personalberater war er über 18 Jahre als Führungskraft in nationalen und internationalen Unternehmen der mittelständischen Industrie mit bis zu 1.800 Mitarbeitern tätig. Die leitenden Beschäftigungen umfassten die Bereiche Rationalisierung, Werkscontrolling und Betriebsorganisation.

Klaus Becker absolvierte nach seiner Ausbildung in der Industrie ein technisches und betriebswirtschaftliches Studium mit den Schwerpunkten Industrial Engineering und Betriebspsychologie.