Das Praktikum ist eine bekannte und weitreichende Tradition und heute in fast allen Geschäftszweigen zu finden. Wie viele Themen auf dem Arbeitsmarkt, wird auch das Praktikum meist zu einem politischen Thema gemacht. Daher stellt sich für Unternehmen oft die Frage, wann und wie rentiert sich ein Praktikant?

Durch die Politisierung sowie die oft verfälschte und fehlerhafte Darstellung von Praktika in den Medien wurde die öffentliche Wahrnehmung und der ursprüngliche Zweck hinter der Maßnahme aus den Augen verloren. Die Hollywood Blödel-Komödie in der Vince Vaughn und Owen Wilson als Praktikanten bei Google anheuern, ist ein gutes Beispiel für das realitätsferne Verständnis von Praktika. Oder auch die langfristige TV-Beziehung von Stefan Raab mit seinem ‚Praktikanten‘ Elton in der Sendung TV Total ein weiteres Beispiel hierfür. Natürlich geht es in beiden Fällen in erster Linie um Unterhaltung, jedoch zeigen die Verallgemeinerungen wie wir die Rolle des Praktikanten gesellschaftlich verstehen. Denn, der Witz lag meistens dabei wie Elton von Raab und der Sendung ausgenutzt wurde – mittlerweile ist auch Elton über eine derartige Show hinausgewachsen und hat eigene TV-Formate auf Pro Sieben.

Und genau so wie es hier dargestellt wird, werden Praktikanten oft als billige Arbeitskräfte zum Ausnutzen angesehen – diese Mentalität hat sich in den letzten Jahren vor allem im englischsprachigen Raum ausgebreitet. Dies entspricht jedoch in keiner Weise dem Ursprung des Praktikantentum, der in der Ausbildung und Lehre einer Arbeitskraft liegt. Diese Ansicht hat auch das Bundesarbeitsgericht (BAG) geäußert und das Praktikum als „eine vorübergehende Tätigkeit in einem Betrieb zum Erwerb praktischer Kenntnisse“ definiert. Dabei ist zwischen einem Schüler- und einem Freiwilligen-Praktikum zu unterscheiden, und nur letzteres fällt unter das Berufsausbildungsgesetz.

Dies bedeutet, dass Arbeitgeber bei dem anheuern von Praktikanten vorsichtig sein sollten, damit das Praktikum auch die Voraussetzungen des Arbeitsrechts erfüllt. Allgemein bedeutet dies für Unternehmen und Betriebe; wird ernsthaft nach Auszubildenden oder neuen Mitarbeitern gesucht dann passt ein freiwilliges Praktikum sehr gut als erster Schritt bei der Kandidatenfindung. Bei dem Schüler- oder Pflicht-Praktikum geht sollte es dem Unternehmen darum gehen, dem Praktikanten das praktische der Arbeit und dessen soziale Wirklichkeit näher zu bringen und diese nicht nur als Aushilfskräfte einzusetzen.

Geht es einem Betrieb eher darum für einen begrenzten Zeitraum Aushilfskräfte zu finden, dann sollten diese auch als solche eingestellt werden, auch wenn dies vielleicht in dem Moment etwas teurer ist als diese Arbeit durch Praktikanten machen zu lassen, dies kann nämlich im Nachhinein, bei einer entsprechenden Klage, deutlich teurer werden.

Eine kleine Checkliste, die beschreibt was bei der Aufnahme von Praktikanten für Betriebe zu beachten ist, hat der Rechtsanwalt Stefan Schlöffel für das Handwerksblatt zusammengestellt.

Es bleibt also festzuhalten, dass ein Betrieb, der Interesse an Auszubildenden und guten Neueinsteigern hat, stark von Praktika profitieren kann. Dabei lohnt es sich auch, obwohl dies nicht unbedingt nötig ist, einen Vertrag aufzusetzen der das Verhältnis im Vorhinein regelt. Somit muss sich der Betrieb zwangsläufig die Frage stellen, wie ein Praktikant eingesetzt werden wird und worin der Zweck des Beschäftigungsverhältnisses liegt. Diese anfängliche Klarstellung hilft auch dem Stellennehmer, der dadurch auch genau weiß worauf er sich einlässt. Wird nach der zentralen Philosophie der Praktika gehandelt, so wird dies eben nicht nur das Leben des Praktikanten mit Erfahrung bereichern, sondern auch den langfristigen Erfolg des Unternehmens untermauern.