Dem deutschen Staat ist die Weiterbildung von Geringqualifizierten sowie von älteren Angestellten ein besonderes Anliegen: Deswegen fördert die Bundesagentur für Arbeit Unternehmen, welche ihre Angestellten in diesen beiden Zielgruppen qualifizieren lassen. Von einer besseren Qualifizierung profitieren auch die Firmen selbst.

Warum Unternehmen in Qualifizierung investieren sollten

Viele Betriebe leiden in Deutschland unter einem Mangel an Fachkräften, das liegt an der guten Wirtschaftslage und der niedrigen Arbeitslosigkeit. Zahlreiche Unternehmen haben große Probleme, freie Stellen zu besetzen. Das stellt eine betriebswirtschaftliche Gefahr dar, im schlimmsten Fall müssen sie Aufträge mangels personeller Kapazitäten abweisen und verlieren Umsätze. Auf diese Problematik können sie auf zweifache Weise reagieren: Erstens können sie Personal aus dem Ausland rekrutieren. Zweitens können sie eigene Mitarbeiter qualifizieren, sodass sie verantwortungsvollere Jobs im Unternehmen ausüben können. Beispiel: Ein Betrieb verhilft einem ungelernten Hilfsarbeiter zu einem Berufsabschluss, anschließend kann dieser Beschäftigte eine Fachkraftstelle besetzen. Für den frei gewordenen Hilfsarbeiterjob findet die Firma auf dem Arbeitsmarkt deutlich leichter einen Bewerber als für eine Fachkraftstelle.

WeGeBau: Förderung durch die Bundesagentur für Arbeit

Für diese Qualifizierung spricht zudem, dass sich die Bundesagentur für Arbeit unter Umständen an den Kosten beteiligt. Mit dem Förderprogramm WeGeBau finanziert sie Weiterbildungen in Zusammenarbeit mit renommierten Anbietern für Geringqualifizierte sowie für ältere Mitarbeiter ab 45. Die Konditionen für beide Zielgruppen unterscheiden sich:

  • 1. Geringqualifizierte: Diese Maßnahme richtet sich an alle ohne anerkannten Berufsabschluss sowie an jene, die trotz Abschluss seit mindestens vier Jahren in einer ungelernten Tätigkeit arbeiten. Hier zeigt sich die Arbeitsagentur großzügig: Sie übernimmt die Qualifizierungskosten bis zu 100 % und überweist einen Lohnzuschuss für die weiterbildungsbedingten Ausfallzeiten, der ebenfalls die volle Höhe umfassen kann.
  • 2. Ältere Beschäftigte ab 45 Jahren in kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) bis 250 Mitarbeiter: Die Arbeitsagentur bezahlt bis zu 75 % der Weiterbildungskosten, sofern die Qualifizierung mindestens 160 Unterrichtsstunden umfasst. Es spielt keine Rolle, ob Teilnehmer bereits über eine berufliche Qualifizierung verfügen.

2012 hat die Agentur für Arbeit das Programm für KMUs auf Arbeitnehmer unter 45 Jahren ausgeweitet. Sie deckelt die Kostenübernahme auf die Obergrenze von 50.

Förderprogramme: Deshalb hat der Staat ein Interesse an Weiterbildung

Das Beispiel WeGeBau-Förderung beweist, dass die Arbeitsagentur mit erheblichen Mitteln die Qualifizierung von beschäftigten Arbeitnehmern unterstützt. Wie die Unternehmen verfolgt der Staat das Ziel, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Besser qualifizierte Mitarbeiter gewährleisten ein höheres Wirtschaftswachstum und damit höhere Einnahmen bei den Steuern und Sozialversicherungen. Zudem geht die Agentur davon aus, dass Geringqualifizierte anfälliger für Arbeitslosigkeit sind. Mit dem WeGeBau-Programm wirkt die Behörde dem präventiv entgegen. Ähnliches trifft auf ältere Mitarbeiter zu, die nach einer Entlassung häufig geringe Chancen auf einen neuen Job haben. Dank einer besseren Qualifizierung sinkt zum einen das Risiko einer Entlassung. Sollte es aufgrund einer Firmenpleite oder aus einem anderen Grund dennoch zu einer Entlassung kommen, steigt zum anderen die Wahrscheinlichkeit auf einen anderen Arbeitsplatz.