Der Mangel an Fachkräften könnte die deutschen Unternehmen teuer zu stehen kommen. Aufgrund des zu geringen Angebots an qualifizierten Arbeitnehmern werden die Gehälter für Arbeitskräfte mit guter Ausbildung bis zum Jahr 2030 deutlich steigen. Außerdem sind in einigen Wirtschaftsbranchen hohe Einbußen zu erwarten, weil zu wenig Facharbeitskräfte zur Verfügung stehen werden. Diese Entwicklungen werden laut einer Studie des internationalen Personalberaters Korn Ferry auf die deutsche Wirtschaft zukommen.

Qualifizierte Arbeitskräfte: Deutliche Gehaltssteigerung bis zum Jahr 2030

Demnach werden Unternehmen bis zum Jahr 2030 hochqualifizierten Arbeitnehmern in Deutschland um 150 Milliarden Euro mehr bezahlen. Dies entspricht einer Steigerung von 13.658 Euro pro Kopf. Laut der Studie „The Salary Surge“ von Korn Ferry werden bereits im Jahr 2020 die Löhne für hochqualifizierte Arbeitskräfte deutlich höher ausfallen:

Steigerung der Gehälter für Hochqualifizierte
2020 um mehr als 82 Mrd. Euro
2025 116 Mrd. Euro
2030 um mehr als 150 Mrd. Euro

 

Exzellente Arbeitskräfte, die einen Universitätsabschluss haben, Zusatzqualifikationen mitbringen und laufende Weiterbildungen vorweisen, werden besonders teuer sein. Hier sind jährliche Gehaltssteigerungen von mehr als 13.000 Euro möglich.

Hoher Fachkräftemangel bringt große Einbußen für deutsche Wirtschaft

Der deutliche Anstieg der Gehälter ergibt sich aus dem zu geringen Angebot an qualifizierten Fachkräften. Die „The Talent Crunch“ Studie von Korn Ferry zeigt, dass sich der Fachkräftemangel in Deutschland bis zum Jahr 2030 besonders negativ auswirken wird. Es ist mit entgangenen Einnahmen von 540 Milliarden Euro (630 Milliarden US-Dollar) zu rechnen. Die meisten qualifizierten Arbeitskräfte, nämlich 1,2 Millionen, werden in der Finanz- und Dienstleistungsbranche fehlen. In der deutschen Industrie und im Maschinenbau wird die Nachfrage ebenfalls deutlich höher sein als das Angebot.

Branche Fehlende Arbeitskräfte bis 2030 Entgangene Einnahmen
Finanz- und Dienstleistungssektor 1,2 Mio. 117 Mrd. Euro (136,9 Mrd. US-Dollar)
Industrie und Maschinenbau 628.000 68,6 Mrd. Euro (80 Mrd. US-Dollar)
Technologiebranche 196.000 26,5 Mrd. Euro (31 Mrd. US-Dollar)

Diese Zahlen verdeutlichen, dass die fehlenden Fach- und Arbeitskräfte der deutschen Wirtschaft deutliche Einbußen bringen werden. Vor allem Beschäftigte mit höherem Bildungsabschluss sind Mangelware. Bis zum Jahr 2030 werden den deutschen Unternehmen 2,5 Millionen Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss (Universität, Fachhochschule) und 2,4 Millionen Arbeitnehmer mit Abitur oder Fachabitur fehlen.

Demgegenüber wird es zu viele Arbeitskräfte mit niedrigerem Bildungsniveau geben. Dieser Überhang liegt im Jahr 2030 voraussichtlich bei 1,1 Millionen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müssen immer mehr Auszubildende an eine höhere Bildung herangeführt werden.

Erfolgversprechende Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Einige Länder haben diesen Trend bereits vorzeitig erkannt und verstärkt in die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften investiert. Das Vereinigte Königreich und die Niederlande weisen gute Bildungsangebote auf und holen sich qualifizierte Arbeitnehmer aus dem Ausland. Brasilien und Saudi-Arabien haben aufgrund intensiver Investitionen viele gut ausgebildete Arbeitskräfte. In Indien sind ab dem Jahr 2025 keine deutlichen Gehaltssteigerungen mehr zu erwarten, weil bis dahin ausreichend hochqualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen werden. Dieses Land hat sich bereits frühzeitig auf die Ausbildung von IT-Spezialisten konzentriert. Es bleibt abzuwarten, wie Deutschland diesem Fachkräftemangel in den nächsten Jahren entgegensteuern wird.