Der Lebenslauf ist zwar der wichtigste Aspekt einer Bewerbung, erhält aber nur für 43 Sekunden die Aufmerksamkeit der HR-Verantwortlichen. Diese Beobachtung machten die österreichische Personalvermittlungsplattform StepStone und die Marktforschungsagentur Mind Take in einer Eyetracking-Studie. Bei diesem Interview wurden 33 Personalverantwortliche befragt und mittels Eyetracking beobachtet.

Bewerberfoto als Ersteindruck

Der erste Blick der Personaler gebührt dem Bewerberfoto. 42 Prozent der Befragten werten ein schlechtes Foto als Zeichen für eine schlechte Bewerbung. Es gibt einige Punkte, die ein Bewerberfoto in den Augen der Studienteilnehmer negativ erscheinen lassen:

  • unangemessene Kleidungsstücke, die zu freizügig sind: 46 Prozent
  • Selfie: 39 Prozent
  • Aufnahme aus dem Urlaub: 36 Prozent
  • Partyschnappschuss: 24 Prozent
  • ausgeschnittene Bilder und schlechte Bildqualität: jeweils 21 Prozent

Die Mehrheit spricht sich gegen eine Bewerbung ohne Foto aus. Allerdings denken 55 Prozent der Studienteilnehmer, dass die bildlose Bewerbung ein zukünftiger Trend sein wird.

Digitale Bewerbung

Die Digitalisierung ist in der Rekrutierung längst angekommen. 71 Prozent der Befragten gaben an, Bewerbungen in digitaler Form zu studieren. Bei Personalern bis 35 Jahre liegt dieser Anteil bei 80 Prozent, bei HR-Verantwortlichen ab 36 Jahren bei 61 Prozent. Ausgedruckte Bewerbungen dienen hauptsächlich dazu, sich auf das persönliche Gespräch vorzubereiten. 36 Prozent der Befragten überprüfen, ob es zwischen den Bewerbungsunterlagen und den Schlagwörtern der Stellenanzeigen Übereinstimmungen gibt.

Beobachtungen zu den Bewerbungsunterlagen

Laut dieser Eyetracking-Studie gewichten HR-Verantwortliche die einzelnen Bestandteile einer Bewerbung wie folgt:

  • Lebenslauf: 68 Prozent
  • Bewerbungsschreiben: 22 Prozent
  • Zeugnisse: 10 Prozent

Rechtschreib- und Grammatikfehler fallen negativ ins Gewicht und sind für 64 Prozent der Befragten ein Kriterium, den Bewerber auszuschließen. Über einen einzelnen Tippfehler in der Bewerbung wird hinweggesehen. 36 Prozent der Studienteilnehmer entschuldigen Rechtschreib- und Grammatikfehler, wenn der Kandidat eine andere Muttersprache hat oder beispielsweise in der Produktion arbeitet.

Der ideale Lebenslauf

Im Optimalfall ist der Lebenslauf zwei A4-Seiten lang. Bei älteren Kandidaten mit viel Berufserfahrung liegen bis zu vier Seiten im akzeptablen Rahmen. Bei Inhalt und Aufmachung sind im Lebenslauf diese Punkte wichtig:

  • Beschreibung der Position
  • Schilderung der Tätigkeitsbereiche in vergangenen Jobs
  • tabellarische Form (für 94 Prozent der Befragten)
  • grafisch gestalteter Lebenslauf in der Kreativbranche

Berufserfahrung und Ausbildung als Hauptkriterien

Den größten Teil ihrer Aufmerksamkeit, nämlich knapp 22 Sekunden, schenken Personaler der Berufserfahrung. Als weitere Aspekte des Lebenslaufs betrachten sie die Ausbildung für knapp 6 Sekunden, die Soft Skills für 4,7 Sekunden und das Bewerberfoto für 1,8 Sekunden. Wie bedeutend die einzelnen Bestandteile eines Lebenslaufs sind, zeigen diese Studiendaten: 85 Prozent der Studienteilnehmer halten die Berufserfahrung für sehr wichtig. Große Bedeutung haben auch die Ausbildung (58 Prozent) und das Foto (36 Prozent).

Lücken und Jobwechsel

Hat der Kandidat mehrere Jobwechsel hinter sich, interessieren sich 94 Prozent der Befragten für die Motive. Eine Begründung wird gerne gesehen. Personaler begrüßen eine Beschäftigungsdauer von mindestens 27 Monaten in ein und demselben Unternehmen. Jungen Bewerbern und Absolventen gestehen die HR-Verantwortlichen eine Orientierungsphase mit Jobwechseln zu. Bei Kandidaten ab 30 Jahren kommt Beständigkeit gut an. Besondere Aufmerksamkeit schenken Recruiter der letzten Stelle des Bewerbers.

Sofern die Bewerber Lücken im Lebenslauf schlüssig begründen können, sind diese für 92 Prozent der Befragten kein Ausschlusskriterium. Als nachvollziehbare Gründe gelten diese Anlässe:

  • Elternkarenz
  • Pflege von Familienangehörigen
  • Weiterbildung
  • Bau eines Eigenheims
  • Weltreise

Die Studienteilnehmer werten es als positiv, wenn die Jobkandidaten mit den Lücken offen umgehen und diese genauer erklären.