Personalentwicklungsmaßnahmen liegen derzeit in vielen Unternehmen Corona-bedingt auf Eis. Zu diesem Ergebnis kommt die Beratungsgesellschaft Kommunikations-Kolleg AG (KKAG), die in einer Studie die Folgen von Maßnahmen gegen das Coronavirus auf Personalmanagement und Organisationsentwicklung untersucht hat.

Wenig Unterstützung im Homeoffice

Die Befragung von insgesamt 250 Führungskräften ergab, dass 66 Prozent der befragten Unternehmen externe und interne Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahmen vom Terminplan gestrichen haben. Die Studie wurde Ende April durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt unterstützte lediglich ein Drittel der Studienteilnehmer die Beschäftigten bei der Tätigkeit im Homeoffice. Damals arbeiteten in rund 61 Prozent der befragten Unternehmen die Mitarbeiter zu einem Großteil von zu Hause aus. Im Bereich „mobiles Arbeiten“ gibt es lediglich in einem Drittel der Betriebe Qualifizierungsmaßnahmen.

Operativer Notbetrieb

69 Prozent der befragten Führungskräfte fahren die Aufgaben auf einen Notbetrieb herunter, wobei operative Tätigkeiten in der aktuellen Krisensituation Vorrang gegenüber der Personalentwicklung haben. So stehen momentan nur in der Hälfte der teilnehmenden Unternehmen Mitarbeitergespräche auf dem Plan. Lediglich acht Prozent führen regelmäßig Befragungen durch, um die Stimmung in der Belegschaft zu ermitteln. Die für Personalentwicklung zuständigen Mitarbeiter sind hauptsächlich damit beschäftigt, Maßnahmen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Das trifft auf 49 Prozent der Studienteilnehmer zu. Zudem geht es darum, auf Basis der aktuellen Situation neue Lösungen zu finden und Ersatzformate für persönliche Gespräche (Face-to-Face) vorzubereiten.

Online-Trainings nur teilweise im Einsatz

In Hinblick auf Online-Trainings zeigt sich ein differenziertes Bild. Demnach arbeitet ein Drittel der Führungskräfte mit Online-Trainings, während ein weiteres Drittel keine entsprechenden Trainingsmaßnahmen in der Coronakrise plant. Damit verzichtet ein Teil der Befragten auf Maßnahmen, mit denen Unternehmen ihre Mitarbeiter gezielt bei der Weiterentwicklung im Homeoffice fördern könnten.

Führungskräfte und HR-Manager stehen nunmehr vor der Aufgabe, Auswege zu finden und die Personalentwicklung langfristig zu beleben.

Tipp 1: Digitale Trainings anbieten

Digitale Trainings sind ein wichtiger Aspekt, um die Personalentwicklung in der Coronakrise wieder voranzutreiben. Sie funktionieren nicht nur trotz Social Distancing und Versammlungsverboten, sondern haben auch andere Vorteile:

  • weniger Organisationsaufwand (keine Seminarräume und Anreisemöglichkeiten erforderlich)
  • niedrigere Kosten
  • im Homeoffice und an anderen Orten durchführbar
  • keine Ansteckungsgefahr
  • Mitarbeiter müssen mehr Eigenverantwortung zeigen
  • Teilnehmer können die Trainingsinhalte wiederholt nutzen

Bei digitalen Trainings greifen HR-Verantwortliche in bestimmten Bereichen wie Vertrieb, Teambuilding und Führungskräfteentwicklung auf fertige Konzepte zurück. Es besteht aber auch die Möglichkeit, bereits existierende Präsenztrainings in digitale Formate umzuwandeln.

Tipp 2: Fachliche und soziale Kompetenzen weiterentwickeln

Die Coronakrise stellt nicht nur Unternehmen, sondern auch deren Mitarbeiter vor große Herausforderungen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass die Beschäftigten Fachwissen und soziale Kompetenzen weiterentwickeln, um diese Ausnahmesituation gut zu meistern. Sie müssen insbesondere lernen,

  • in der virtuellen Welt als Team zusammenzuarbeiten
  • digitale Meetings durchzuführen
  • andere Mitarbeiter durch die Krisensituation zu führen
  • auch bei der Arbeit auf Distanz Führungsaufgaben wahrzunehmen

Langfristig benötigen die Mitarbeiter Unterstützung dabei, sich auf die zunehmende Digitalisierung einzustellen und die dafür notwendigen Kompetenzen zu erwerben.

Tipp 3: Virtuelle Tandems für die Mitarbeiter

Für Arbeiten im Homeoffice bieten sich virtuelle Tandems an, über die sich jeweils zwei Arbeitskollegen als Lernpartner austauschen können. Die jeweiligen Lernpaare entwickeln neue Verhaltensweisen und beschreiten die Lernphase gemeinsam. Sie lernen dadurch effektiver und pflegen eine regelmäßige Kommunikation, an die sie bei einer späteren Rückkehr ins Unternehmen anknüpfen können.