Matthias Aumann (Foto) gibt sein Erfolgsrezept jetzt an kleine und mittlere Unternehmen weiter. © Mission Mittelstand GmbH

Bei „Engpässen“ sollten Unternehmen nicht nur an „nur an Rohstoffe und Vorleistungen aus dem Ausland denken“, sondern vor allem auch an den Mangel an Fachkräften. Dieser Mangel, warnt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), wird in den nächsten Jahren noch gravierender werden. Die Gründe: Deutschland wird zu alt und viele Berufe gelten nicht mehr als attraktiv genug. Alleine in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen fehlen in diesem Jahr rund 320.000 Fachkräfte. Matthias Aumann von Mission Mittelstand empfiehlt Unternehmen, sich von zunächst fehlenden qualifizierten Mitarbeitern nicht aus der Ruhe bringen zu lassen: „Ich bin davon überzeugt, dass der Fachkräftemangel ein Mythos ist. Natürlich kommen die besten Fachkräfte nicht einfach so zu dir. Du musst dich um sie bemühen – und das Tag für Tag. Was gute Mitarbeiter suchen, ist ein gutes Unternehmen. Deshalb müssen Geschäftsführer ihr Unternehmen gut präsentieren und sich als attraktiven Arbeitgeber zeigen. Dann klappt es auch mit der Mitarbeitergewinnung.”

Fachkräftemangel ist nicht gleich Fachkräftemangel

Wie ungleich sich die Herausforderung beim Finden neuerer Kollegen darstellt, zeigt das Beispiel Nordrhein-Westfalen: In den nördlichen und nordöstlichen Arbeitsagenturbezirken wie Coesfeld und Ahlen-Münster gab es für knapp sieben von zehn offenen Stellen keine qualifizierten Arbeitslosen. In den Ballungszentren von Rhein und Ruhr fehlten hingegen deutlich weniger Handwerkerinnen und Handwerker. In Solingen und Köln waren es sogar weniger als zwei Stellen, die nicht besetzt werden können. „Viele Menschen werden von großen Städten angezogen und suchen sich dort ihren Arbeitgeber. Denn der Handwerkermangel ist in städtisch geprägten Regionen häufig weniger stark ausgeprägt“, erklärt Lydia Malin vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung. Dabei können ländliche Regionen und Kleinstädte durchaus punkten: Mit günstigeren Mieten und Immobilienpreisen, einer intakten Umwelt und viel Sport- und Freizeitmöglichkeiten.

Mission Mittelstand: Hybrides Arbeiten und Employer Branding helfen enorm

Stellen, an denen über längere Zeit vom Homeoffice aus gearbeitet werden kann, sind vor allem bei den unter 30-Jährigen beliebt. Solche Angebote an Bewerber sind fast unumgänglich, denn aus dem Arbeitgeber- ist ein Arbeitnehmermarkt geworden. Doch um solche hybriden Stellen zu besetzten muss sich einer Aufgabe gestellt werden: „Employer Branding“ hat in Deutschland zwar enorm an Bedeutung gewonnen, ist aber noch nicht in allen Betrieben angekommen, so der Gründer von Mission Mittelstand, Matthias Aumann: „Was den meisten Unternehmern fehlt, ist ein effektives Marketing. Ohne das richtige Know-how und eine funktionierende Positionierung im Markt kommen sie nicht in die Sichtbarkeit. Um Kunden oder Mitarbeiter zu gewinnen, ist aber genau diese Sichtbarkeit entscheidend.”

Wer als Unternehmen nicht von sich reden macht, sucht womöglich lange nach qualifiziertem Nachwuchs. Denn viele Uni-Abgänger und Ausbildungsabsolventen, so das Institut der Deutschen Wirtschaft, „setzen weiterhin darauf, dass sie den genau passenden Job nahe ihres jetzigen Wohnortes finden“. Diese Abgänger und Absolventen wollen mit guten Argumenten und Bedingungen überzeugt werden.

Bewerber wollen mehr als einen Dienstwagen: Fairness, Respekt und Transparenz:

Gerade bei KMU ist man sich gar nicht so sehr darüber klar, was die eigenen Stärken des Unternehmens sind. Diese Stärken (und Schwächen) müssen klar definiert werden, zum Beispiel über anonyme Mitarbeiterbefragungen. Am Ende muss die Frage beantwortet werden: Mit welchen Vorteilen, mit welchen Argumenten können wir neue Leute für unser Team gewinnen? Solche Gespräche hat das Kompetenzzentrum für Fachkräftesicherung zwischen Unternehmern und Mitarbeitern moderiert, alle Beteiligten waren mit den Ergebnissen zufrieden: „Zuhören, zuhören, zuhören kann man als Chef nicht gut genug,“ davon ist Doris Breuer von Pflanzen Breuer in Sankt Augustin nach dem Austausch überzeugt. Jörg Baumeister, Inhaber eines Inneneinrichtungs-Spezialisten in Dorsten hat nach den Gesprächen das ganze Organigramm umgestellt: Nun steht der Kunde ganz oben und die Mitarbeitenden mit direktem Kundenkontakt vor dem Chef an Position zwei.

Bei einem solch respektvollem Umgang mit den Mitarbeitern lassen sich Fachkräfte leichter überzeugen, auf die Großstadt oder die Heimatregion zu verzichten.

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