Nur vier Tage statt fünf Tage arbeiten und damit einen zusätzlichen freien Tag pro Woche haben – das wünschen sich einige Mitarbeiter. Für Unternehmen kann die Viertagewoche eine Möglichkeit sein, sich als interessante Arbeitgeber zu präsentieren.

Viertagewoche: zwei Alternativen

Bei der Viertagewoche ist zwischen zwei Modellen zu unterscheiden:

Alternative 1: Viertagewoche mit bisherigem Arbeitsvolumen

Ein Modell der Viertagewoche besteht darin, dass die Mitarbeiter ihr bisheriges Arbeitsvolumen an vier Tagen absolvieren. Bei einem 40-Stunden-Job können sich damit zehn statt acht Arbeitsstunden pro Tag ergeben.

Alternative 2: Viertagewoche mit reduzierter Arbeitszeit

Im zweiten Modell der Viertagewoche wird die Arbeitszeit reduziert. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter beispielsweise statt 40 nur mehr 32 Stunden Wochenstunden arbeiten. Dies erfolgt regelmäßig bei gleicher Entlohnung. Zu diesem Modell gibt es Praxisbeispiele aus Großbritannien, Spanien und Island.

Umfragen zur Viertagewoche: Wie denken Arbeitnehmer darüber?

Mehr als 75 Prozent der Berufstätigen wünschen sich die Viertagewoche. Dies ergab eine Befragung von 3.900 Beschäftigten durch das Meinungsforschungsinstitut Yougov im Auftrag der HDI-Versicherung. Die Umfrage stammt aus den Sommermonaten 2022. 60 Prozent der Befragten sprachen sich für das Viertage-Modell aus, allerdings nur bei vollem Lohnausgleich. Einen Gehaltsverzicht würden nur einige dafür in Kauf nehmen.

Auch bei einer Befragung im Auftrag des Dachverbands der Betriebskrankenkassen plädierte eine Mehrheit der 3.000 Befragten für die Viertagewoche. Dies betraf sowohl die jüngeren Arbeitnehmer als auch die Mitarbeitergruppe ab 30 Jahren.

In einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung sprachen sich knapp 81 Prozent der Befragten für eine Viertagewoche aus. Rund 73 Prozent befürworten eine Arbeitszeitverkürzung lediglich bei vollem Lohnausgleich.

Warum kann es sich lohnen, eine Viertagewoche einzuführen?

Die Viertagewoche kann ein Mitarbeiteranreiz sein. Es gibt Forschungsergebnisse, wonach eine kürzere Arbeitswoche zur Zufriedenheit beiträgt und die Mitarbeiterbindung verbessert. Zudem fördert die Viertagewoche die Nachhaltigkeit, weil sie den Pendelverkehr reduziert und damit Ressourcen spart. Sie kann außerdem dazu beitragen, dass sich berufstätige Eltern die Kinderbetreuung partnerschaftlich teilen können, wenn die Elternteile an unterschiedlichen Tagen arbeitsfrei haben.

Die Viertagewoche dürfte auch die Krankenstände positiv beeinflussen. Dies zeigt beispielsweise eine Studie aus Großbritannien, an der sich 61 Unternehmen beteiligt haben. Demnach sind die Fehltage um 65 Prozent zurückgegangen. Die Beschäftigten fehlten nicht nur weniger, sondern waren auch in der Arbeit ausgeruhter und motivierter. 56 der 61 beteiligten Unternehmen gaben an, die Viertagewoche beizubehalten.

Modellprojekt zur Viertagewoche in Deutschland

In Deutschland wird im Rahmen eines Pilotprojekts die Viertagewoche ab 1. Februar 2024 für sechs Monate getestet. An dieser Studie sind 50 Unternehmen aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen beteiligt. Es geht darum, ein Arbeitsmodell zu testen, bei dem die Arbeitszeit bei vollem Lohn von fünf auf vier Tage pro Woche reduziert wird. Es bleibt abzuwarten, zu welchem Ergebnissen die Universität Münster kommen wird, die die Daten wissenschaftlich auswertet.

Praktische Umsetzung

Unternehmen, die die Viertagewoche ausprobieren möchten, sollten sich gut vorbereiten. Es ist wichtig, die Abläufe so zu organisieren, dass weder Arbeitsqualität noch Kundenzufriedenheit beeinträchtigt werden. Umstrukturierungen, Digitalisierung und schlankere Prozesse können sinnvolle Begleitmaßnahmen sein. Bei beratungsintensiven Tätigkeiten mit vielen Kundenanfragen empfiehlt es sich, sogenannte „stille Stunden“ zu schaffen, während derer keine Telefongespräche möglich sind, um den Mitarbeitern konzentriertes Arbeiten zu ermöglichen.

Es kann auch sinnvoll sein, die Beschäftigten selbst entscheiden zu lassen, ob sie die Viertagewoche für sich nutzen möchten oder nicht.