Wenn neue Mitarbeiter dem Arbeitgeber bereits innerhalb des ersten Jahres schon wieder den Rücken kehren, ist dies für Unternehmen doppelt bitter. Letztere müssen abermals Zeit und Kosten aufbringen, um neue Arbeitskräfte anzuwerben. Zudem sind Frühfluktuationen für das Team demotivierend, verursachen Arbeitsüberlastung bei den verbleibenden Kollegen und schädigen das Arbeitgeberimage.

Tatsächlich kommen vorzeitige Kündigungen gar nicht so selten vor. 36 Prozent der Befragten einer Haufe-Studie gaben an, dass Neuankömmlinge bereits zwischen der Vertragsunterzeichnung und dem ersten Arbeitstag wieder abgesagt haben.

Mangelndes Onboarding und frühe Kündigung

Ein Grund für vorzeitige Kündigungen dürfte eine falsche Erwartungshaltung sein. Dies war laut 56 Prozent der Befragten der Fall. Es gab aber auch andere Ursachen:

  • Fehlender Fit mit dem Team oder Probleme mit der Führungskraft: 38 Prozent
  • Schwierigkeiten mit der Unternehmenskultur: 28 Prozent
  • Mangelndes Onboarding: 21 Prozent

Diese Beweggründe für frühe Kündigungen ergaben sich aus einer Haufe-Umfrage, für die insgesamt 775 HR-Mitarbeiter und Führungskräfte befragt wurden.

Mangelnde Struktur und fehlendes Budget

In puncto Onboarding-Prozess dürfte es bei vielen Arbeitgebern Verbesserungspotenzial geben. Laut Haufe-Studie fehlt es oftmals an einer zentralen Organisation der Einarbeitungsphase. Demnach sind zwar viele Unternehmensbereiche in den Onboarding-Prozess eingebunden. Allerdings übernimmt nur bei rund 25 Prozent der befragten Unternehmen die Personalentwicklungsabteilung die Strukturierung und Vereinheitlichung des Onboardings.

Bei 34 Prozent der Befragten ist die Führungskraft dafür verantwortlich, bei 17 Prozent das Team. In solchen Fällen fehlt es oftmals an übergeordneten Prozessen, aber auch am Budget. Nur 17 Prozent der Unternehmen stellen finanzielle Mittel für den Onboarding-Prozess bereit. Lediglich 25 Prozent haben als Hilfestellung eine spezielle Software. Das Bewusstsein für die erforderlichen Verbesserungen dürfte vorhanden sein. 78 Prozent der Befragten stuften ihre Onboarding-Prozesse als ausbaufähig und verbesserungswürdig ein.

Gründe, die für ein strukturiertes Onboarding sprechen

Dass ein strukturiertes Onboarding die Wahrscheinlichkeit für Frühfluktuationen senkt, belegen auch andere Umfrageergebnisse. Bei Neuankömmlingen, die einen strukturierten Onboarding-Prozess absolviert haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach 36 Monaten dem Betrieb als Mitarbeiter erhalten bleiben, um 58 Prozent höher als bei Mitarbeitern, die keine solche Einarbeitungsphase durchlaufen haben. Die Kosten für die Neubesetzung einer Arbeitsstelle können das Dreifache seiner Entlohnung ausmachen.

Strukturiertes Onboarding hat laut einer Studie der Aberdeen Group einige positive Aspekte: Die neuen Mitarbeiter

  • werden schneller produktiver (65 Prozent)
  • sind engagierter und stärker eingebunden (69 Prozent)
  • zeigen eine höhere Bindung an das Unternehmen (50 Prozent)
  • sind in ihren Teams besser eingebunden (49 Prozent)

Unternehmen vertreten die Meinung, dass ein effektiver Onboarding-Prozess die Mitarbeiterbindungsrate (52 Prozent), den Zeitraum bis zur Produktivität (60 Prozent) und die generelle Kundenzufriedenheit (53 Prozent) steigert.

Für Arbeitgeber dürfte es sich daher lohnen, in ein professionelles Onboarding zu investieren.