Den potenziellen Mitarbeitern in der Stellenanzeige etwas vormachen und dann die Versprechungen nicht halten – diese Praxis dürfte sich bei manchen Arbeitgebern eingeschlichen haben. Dies verrät eine Umfrage der Jobplattform Monster und des Meinungsforschungsinstituts YouGov Deutschland. Demnach nehmen es einige Unternehmen im Umgang mit Bewerbern mit der Wahrheit nicht so genau. 32 Prozent der 2.095 befragten Personen gaben an, schon einmal im Bewerbungsprozess angelogen worden zu sein. Unwahre Aussagen gibt es insbesondere zu Überstunden, Work-Life-Balance und Jobbeschreibung.

Catfishing im Unternehmenskontext

Dieses Phänomen wird in Anlehnung an eine Praxis, die beim Online-Dating vorkommt, Catfishing genannt. Dort geht es um das Vortäuschen einer falschen Identität. Im Unternehmenskontext bezeichnet der Begriff „Catfishing“ den Umstand, dass die Versprechungen der Arbeitgeber nicht der realen Unternehmenskultur entsprechen. Demnach machen Unternehmen den Bewerbern etwas vor, um sie mit diesen Falschangaben als Mitarbeiter zu gewinnen.

Zu welchen Punkten lügen Unternehmen besonders häufig?

Unwahre Aussagen dürften Jobkandidaten laut der Online-Umfrage insbesondere zu diesen Faktoren erhalten:

  • Mehrarbeit, Work-Life-Balance und Jobbeschreibung: jeweils elf Prozent
  • Unternehmenskultur und Führungsstil: ebenfalls jeweils elf Prozent
  • Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten: neun Prozent
  • Gehaltsstufen: neun Prozent
  • Benefits, Boni und Provisionen: sechs Prozent
  • räumliche und technische Betriebsausstattung: fünf Prozent

Sieben Prozent der befragten Personen haben die Erfahrung gemacht, dass vorab angesprochene Unternehmenswerte wie Diversität, Inklusion und Nachhaltigkeit nicht der realen Arbeitskultur entsprechen. Für 27 Prozent der Befragten sind unwahre Angaben im Bewerbungsprozess ein Grund, das Beschäftigungsverhältnis nicht einzugehen oder rasch wieder zu beenden. 19 Prozent gaben an, dass sie mit der HR-Abteilung oder den Führungskräften sprechen würden, falls sie bei der Arbeit feststellen, dass das Unternehmen im Bewerbungsverfahren Falschangaben gemacht hat.

32 Prozent werten Unwahrheiten im Bewerbungsverfahren nicht so schwerwiegend, wenn ihnen der Arbeitsplatz ansonsten zusagt. Dies sollten Unternehmen jedoch nicht zum Anlass nehmen, Jobkandidaten mit falschen Versprechungen anzulocken.

Authentisch sein statt Catfishing betreiben

Arbeitgeber sollten auf Catfishing verzichten und sich stattdessen so authentisch wie möglich präsentieren. Das erstreckt sich über den gesamten Prozess von den Stelleninseraten über die Kommunikation mit den Bewerbern bis zu den Inhalten im Bewerbungsgespräch. Einer der größten Fehler besteht darin, den Kandidaten das Gefühl zu geben, die Mitarbeiterbedürfnisse besonders zu berücksichtigen, dann aber keine Rückmeldung über den Bewerbungsprozess zu geben und sich gar nicht mehr zu melden.

Da sich negative Bewertungen im Internet besonders schnell verbreiten können, ist es wichtig, die Bewerber nicht zu täuschen und so einen Imageschaden zu vermeiden.