Immer mehr ältere Menschen gehen arbeiten. Dies liegt laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) insbesondere daran, dass das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre steigt und die Phase der Frührente der 1990er-Jahre längst vorbei ist. Gute Fachkräfte sind sehr rar, weshalb Unternehmen darum bemüht sind, ältere Mitarbeiter länger als Arbeitskräfte zu halten.

Hier schlummert ein großes Arbeitskräftepotenzial. Wenn die Altersgruppe von 60 bis 69 Jahre eine Erwerbsquote wie die um fünf Jahre jüngere Altersgruppe hätte, könnte der deutsche Arbeitsmarkt laut IAB rund zweieinhalb Millionen Arbeitskräfte bekommen. Hierbei ist zeitgerechtes Handeln wichtig. Der optimale Zeitpunkt, um ältere Arbeitskräfte zu halten oder wiederzugewinnen, sind die Austrittsphase aus dem Erwerbsleben und die Frühphase des Ruhestandes. Die folgenden Tipps helfen, Ruheständler als Mitarbeiter zu gewinnen3104.

1. Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten ab 50 Jahren

Es braucht Konzepte, um Tätigkeitsprofile für ältere Menschen zu entwickeln und sie frühzeitig in diese Richtung weiterzubilden. Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeiter ab 50 Jahren sind dabei ein wichtiger Ansatz.

2. Frühzeitig sprechen

Unternehmen sollten schon frühzeitig, etwa ein Jahr vor dem Renteneintritt, das Gespräch mit den Mitarbeitern suchen, um zukünftige Möglichkeiten auszuloten. Im Idealfall bieten sie betriebliche Programme an, die sich auch mit dem Thema Ruhestand und dessen Planung beschäftigen. Dies ist ein geeigneter Rahmen, um eine Weiterbeschäftigung im Ruhestand anzubieten und so älteren Menschen Perspektiven aufzuzeigen.

3. Leistung und Person schätzen

Die Leistung und die Person wertzuschätzen, ist die Grundlage für die Mitarbeiterbindung. Im Idealfall binden Unternehmen die ältere Generation in neue Projekte ein und geben Betroffenen das Gefühl, geschätzter Teil des Teams zu sein. Dies ist ein guter Ansporn, um Beschäftigte länger im Unternehmen zu halten.

4. Flexiblere und kürzere Arbeitszeiten

So mancher ältere Mitarbeiter wäre bereit, ein bis zwei Tage pro Woche zu arbeiten. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, ist es wichtig, flexiblere und kürzere Arbeitszeiten anzubieten und ein geeignetes Arbeitsumfeld zu schaffen. Laut Randstad-Ifo-Studie arbeiten Rentenbezieher in diesen Beschäftigungsmodellen:

  • Minijob (bis 520 Euro): 70 Prozent
  • Teilzeit: 45 Prozent
  • Vollzeit: elf Prozent
  • Freiberuflich: vier Prozent

5. Botschafter für das Unternehmen

Ältere Mitarbeiter, die im Ruhestand weiterhin mit großer Begeisterung berufliche Aufgaben übernehmen, haben Vorbildfunktion für andere. Sie können als sogenannte „corporate granfluencer“ auftreten und andere aus ihrer Generation dazu ermutigen, es ihnen gleichzutun. Damit eignen sie sich als Mentoren für Kollegen. Ebenso können sie externe Rentner außerhalb des Unternehmens ansprechen, die neue Aufgaben suchen.

Vorteile für beide Seiten

Rüstige Ruheständler als Fachkräfte einzusetzen, hat Vorteile für beide Seiten. Für berufliches Engagement im Ruhestand gibt es verschiedene Motive:

  • Freude an der Arbeit und Kontaktmöglichkeiten (90 Prozent)
  • Finanzielle Gründe (43 Prozent)

Diese Bedürfnisse können Rentner mit einer Weiterbeschäftigung stillen. Am Arbeitsplatz strahlen ältere Mitarbeiter unterdessen Erfahrung und Ruhe aus. Diese Stärken können sich wiederum positiv auf jüngere Kollegen auswirken.