Der Markt für Ausbildungsplätze ist und bleibt ein Angebotsmarkt. Das bedeutet, dass Jugendliche regelmäßig zwischen mehreren Ausbildungsangeboten wählen können, während bei den Unternehmen Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Der Hauptgrund dafür dürfte laut der Generation Z und den Unternehmen in der mangelnden Berufsorientierung in den Schulen liegen. Arbeitgeber sollten daher die Wünsche der Jugendlichen kennen, um sie als Talente gewinnen zu können.

Azubi-Recruiting-Trends 2023

Was sich angehende Auszubildende wünschen, lässt sich beispielsweise aus den Azubi-Recruiting-Trends 2023 ableiten. Dabei handelt es sich um die größte doppelperspektivische Studie, die in Deutschland rund um die Themenbereiche Azubi-Recruiting und Ausbildung durchgeführt wird. In den vergangenen elf Jahren haben mehr als 44.000 Ausbilder, Azubis und Bewerber mitgemacht. Die aktuelle Studie widmet sich insbesondere diesen Schwerpunktthemen:

  • Recruiting-Kanäle
  • Kennzahlen
  • Ansprache von Auszubildenden
  • Preboarding (Phase zwischen Vertragsunterzeichnung und erstem Arbeitstag)
  • Bewerbungsmöglichkeiten

Recruiting-Kanäle

Recruiting in den sozialen Medien verschiebt sich von Facebook über Instagram zu TikTok. 79 Prozent der Unternehmen nutzen die sozialen Netzwerke für die Rekrutierung. Demgegenüber verwenden lediglich elf Prozent der Jugendlichen diese Kanäle, um aktiv Ausbildungsplätze zu suchen. Die meisten Rekrutierungen erfolgen über die unternehmensinterne Karriereseite, gefolgt von Ausbildungsbörsen und der Agentur für Arbeit. Boys‘ Day und Girls‘ Day kommen nicht besonders gut an.

Kennzahlen

Mit 33 Prozent nutzen überraschend wenige Unternehmen Schlüsselkennzahlen, um ihr Azubi-Recruiting zu verbessern. Viele verlassen sich stattdessen auf ihr Bauchgefühl.

Ansprache von Auszubildenden

62 Prozent der Befragten bevorzugen ein Unternehmen, in dem sich alle per „du“ anreden. Dies wird allerdings lediglich in 32 Prozent der Betriebe so gehandhabt. Um Jugendliche zu erreichen, sollten Unternehmen Themen ansprechen, die die Jugend aktuell beschäftigen (Inflation, hohe Lebenshaltungskosten, Kriegsgefahr und Klimawandel). Es ist zudem wichtig, offen über die Ausbildungsvergütung zu sprechen.

Begleitung in der Preboarding-Phase

In der Phase zwischen Zusage und Antritt der Ausbildungsstelle wünschen sich die Betroffenen eine Begleitung durch das Unternehmen. Ausbildungsbetriebe sollten sich dabei auf diese neun Preboarding-Maßnahmen konzentrieren, zumal diese den Azubis sehr wichtig sind:

  1. Geplanter Ablauf für den ersten Arbeitstag: 92 Prozent
  2. Informationen zur Berufsschule: 88 Prozent
  3. Start-Paket mit den wichtigsten Informationen: 85 Prozent
  4. Unterstützung bei Krankenkasse und Versicherungen: 75 Prozent
  5. Pate (Mentor) bereitstellen: 71 Prozent
  6. Zugriff auf E-Learning-Plattform: 69 Prozent
  7. Zu Veranstaltungen einladen: 67 Prozent
  8. Azubi-WhatsApp-Gruppe: 58 Prozent
  9. Willkommensgruß nach Vertragsunterzeichnung: 53 Prozent

Am wichtigsten sind demnach für Azubis Informationen. Tatsächlich gibt es in einigen Bereichen großen Nachholbedarf in den Unternehmen, was die Umsetzung dieser Maßnahmen betrifft.

Bewerbungsmöglichkeiten

83 Prozent der Befragten wünschen sich ein Online-Bewerbungsformular. Eine Bewerbung über Video lehnen viele Kandidaten hingegen ab.

Was sich Azubis noch wünschen

Diese Punkte sind Azubis besonders wichtig:

  • kompetente Ausbilder: 95 Prozent
  • Spaß bei der Ausbildung: 94 Prozent
  • arbeitsfreie Wochenenden und Feiertage: 85 Prozent
  • flexible Arbeitszeiten: 77 Prozent
  • kurze Anfahrtswege: 68 Prozent
  • Homeoffice: 57 Prozent

An diesen Wünschen können sich Ausbildungsbetriebe orientieren.